Die Inflationsrate in Deutschland würde sinken, hat Robert Habeck kürzlich wissen lassen. Anhand der Juni-Zahlen ist klar, dass die Inflationsrate bei 6,4 % liegt – das ist weit über dem historischen Durchschnitt und keine Verbesserung.
Inflationsrate in Deutschland bleibt mit 6,4 % hoch
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat die Inflationsrate für den Monat Juni 2023 mit +6,4 Prozent bestätigt. Ende des Monats war bereits eine entsprechende Schätzung veröffentlicht worden.
Im Mai hatte die Inflationsrate bei +6,1 Prozent gelegen. „Die Inflationsrate hat sich damit wieder etwas verstärkt, nachdem sie sich zuvor drei Monate in Folge abgeschwächt hatte“, sagte Destatis-Präsidentin Ruth Brand. „Die Nahrungsmittel sind nach wie vor der stärkste Preistreiber. Zudem ergibt sich durch die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung aus dem Jahr 2022 – 9-Euro-Ticket und Tankrabatt – ein Basiseffekt, der die aktuelle Inflationsrate erhöht.“ Die Preise für Energieprodukte lagen im Juni 2023 um 3,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach +2,6 Prozent im Mai 2023. Verantwortlich für den seit März 2023 unterdurchschnittlichen Preisauftrieb der Energie ist insbesondere ein Basiseffekt aus dem Vorjahr. Damals war es infolge des Ausbruchs des Ukraine-Krieges zu erheblichen Preisanstiegen gekommen. Gleichzeitig ist die derzeitige Preisentwicklung bei Energie durch weitere Faktoren geprägt, etwa durch die rückläufige Preisentwicklung auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Auch die Maßnahmen des dritten „Entlastungspakets“ der Bundesregierung wie die Preisbremsen für Strom, Erdgas und Fernwärme trugen zur Energiepreisentwicklung bei. Von Juni 2022 bis Juni 2023 verteuerten sich feste Brennstoffe mit +26,6 Prozent und Erdgas mit +20,8 Prozent besonders stark. Überdurchschnittlich erhöhten sich auch die Preise für Strom (+10,5 Prozent) und Fernwärme (+9,3 Prozent). Dagegen verbilligten sich Mineralölprodukte deutlich mit -12,8 Prozent, insbesondere leichtes Heizöl (-36,5 Prozent).
Günstiger als vor einem Jahr waren trotz des Tankrabatts im Vorjahr auch die Kraftstoffe (-10,4 Prozent). Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Juni um 13,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach +14,9 Prozent im Mai. Fast alle Nahrungsmittelgruppen waren weiterhin teurer als ein Jahr zuvor. Vor allem mussten die Verbraucher spürbar mehr für Molkereiprodukte (+22,3 Prozent) sowie für Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+19,4 Prozent) bezahlen.
Merklich teurer binnen Jahresfrist wurden auch Gemüse (+18,8 Prozent), Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+18,5 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+18,3 Prozent). Hingegen waren Speisefette und Speiseöle um 12,1 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor. Die Inflationsrate ohne Energie lag im sechsten Monat des Jahres bei +6,7 Prozent. Ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln lag sie mit +5,8 Prozent niedriger – das zeigt, wie stark die Nahrungsmittelpreise derzeit die Gesamtteuerung prägen.
Diese häufig als Kerninflation bezeichnete Kenngröße verdeutlicht gleichzeitig, dass auch in anderen Güterbereichen die Teuerung weiterhin hoch ist. Im Mai hatte der Verbraucherpreisindex ohne Nahrungsmittel und Energie bei +5,4 Prozent gelegen, die Kerninflation hat sich damit im Juni wieder verstärkt. Im April und März hatte der Wert ebenfalls bei jeweils +5,8 Prozent gelegen. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im Juni 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,3 Prozent.
Verbrauchsgüter verteuerten sich mit +8,8 Prozent besonders stark, vor allem aufgrund des Preisanstiegs im Güterbereich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (+13,4 Prozent). Die Preise von Gebrauchsgütern lagen gegenüber Juni 2022 um 5,2 Prozent höher. Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im Juni um 5,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Weiterhin bedeutsam für die unterdurchschnittliche Preissteigerung bei Dienstleistungen sind die Nettokaltmieten, die mit +2,0 Prozent preisdämpfend wirken. Auch die Einführung des Deutschlandtickets wirkt seit Mai 2023 auf die Preisentwicklung leicht dämpfend. Demgegenüber steht jedoch ab Juni 2023 ein erhöhender Basiseffekt infolge des von Juni bis August 2022 gültigen 9-Euro-Tickets. Binnen Jahresfrist wurden somit im Juni 2023 Bahntickets im Nahverkehr trotz der Einführung des Deutschlandtickets mit +65,2 Prozent deutlich teurer (Mai 2023: +0,6 Prozent). Ebenso verteuerten sich daher die kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches merklich gegenüber Juni 2022, und zwar um mehr als das Doppelte mit +112,8 Prozent (Mai 2023: -22,9 Prozent).
Zudem erhöhten sich einige andere Preise für Dienstleistungen deutlich, unter anderem die Preise für die Instandhaltung und Reparatur von Wohnungen (+15,7 Prozent), für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+11,0 Prozent) sowie für Dienstleistungen in Gaststätten (+8,4 Prozent). Im Vergleich zum Mai stieg der Verbraucherpreisindex im Juni um 0,3 Prozent. Teurer wurden insbesondere Pauschalreisen (+6,1 Prozent) und Übernachtungen (+1,7 Prozent). Die Preise für Nahrungsmittel gaben im Vergleich zum Vormonat etwas nach (-0,2 Prozent), insbesondere gingen die Preise für frisches Gemüse (-3,7 Prozent) und für Molkereiprodukte (-1,8 Prozent) zurück. Gleichermaßen sanken die Preise für Energie insgesamt (-0,2 Prozent). Etwas günstiger als einen Monat zuvor waren hier zum Beispiel Strom (-1,1 Prozent) und Erdgas (-1,0 Prozent).“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: Joghurt in einem Supermarktregal, über dts Nachrichtenagentur