In den vergangenen 24 Stunden haben immer mehr größere Medien versucht, sich dem Thema zu nähern. So „Pro Sieben“ mit der Frage: RKI-Files: Was bedeuten die ungeschwärzten Corona-Protokolle?“. Die Berliner Zeitung legte hinterher. „Neue RKI-Files: Was wusste Drosten vom Ursprung des Coronavirus?“. Auch die „Welt“ meinte: „Kubicki meldet sich als Betroffener und attackiert Lauterbach“. Damit bestätigt sich, was wir vor sehr kurzem geschrieben haben.
„Auch Leitmedien scheinen damit zu beginnen, die RKI-Files und vor allem die Kritik an den Vorgängen ernst zu nehmen, so der Eindruck. „Zeit Online“ hat jetzt einen „Insider„, der es wissen müsse. Die RKI-Files, so zitiert „Zeit Online“, wären nur ein Ausschnitt der Diskussionen. Damit sei die Grundlage dafür geschaffen, was später geprüft werden könne, die „lessons learned“.
Tatsächlich finde sich dort kaum etwas von dem „Druck“, der teilweise „heftig“ gewesen wäre. Die einzige Chance wäre gewesen, schriftliche statt mündlicher Anweisungen zu verlangn. Die Ministerialen hätten dies dann fast rundweg abgelehnt, denn „aktenkundig“ wollte dann niemand arbeiten. Ggf. hätten die Politiker und Ministerialbeamten sich dadurch legitimiert gesehen, dass die RKI-Mitarbeiter ja weisungsgebunden gewesen wäre.
Viele Leitmedien sprachen in den ersten Reaktionen hingegen implizit die Frage aus: „Wo ist der Skandal“? Wir erinnern:
Die Diskussion um die nun vollständig veröffentlichten RKI-Files in Deutschland findet statt – nur nicht in den großen Medien, jedenfalls nicht in der erforderlichen Weise, krisitiert die „Berliner Zeitung“. Manche Journalisten würden sich „schützend vor die Poliitk“ werfen. Dies sei Anbiederei.
Journalisten biedern sich an
Die RKI-Files waren vor Tagen von einer Journalistin Aya Velázquez veröffentlicht worden – sie stellte sie auf einer Pressekonferenz dann wenige Stunden später vor. Sie hatte die RKI-Protokolle von einem Whistleblower erhalten, „ohne Schwärzungen und alle Pandemie-Jahre betreffend“. Dies wäre normnalerweise ein gefundenes Fressen für Medien, die sich dann in Abwägung aller Berichte, Tatsachen, Deutungen ihrer Aufgabe widmen könnten, umfassend über Geschehnisse zu berichten. Auch regierungskritisch, wen es denn sein muss.
Es handelt sich bei diesen „Files“ um die Protokolle des „Corona-Expertenrats“ – und die sollen es durchas in sich haben. Einer der Punkte, der in den sozialen Medien diskutiert wird:
„In den Medien wird von einer Pandemie der Ungeimpften gesprochen. Aus fachlicher Sicht nicht korrekt. Gesamtbevölkerung trägt bei. Soll das in Kommunikation aufgegriffen werden?“ (RKI-Protokolle vom 5. November 2021).
„Textentwurf Christian Drosten: Empfehlung für den Herbst, Darstellung der Ideen und Einschätzung. Kontext: Der Artikel ist vertraulich. Hr. Drosten hat zwischenzeitlich entschieden, das Papier nicht zu publizieren, da ungezielte Testung im Text als nicht sinnvoll betrachtet wird und dies dem Regierungshandeln widerspricht.“ (RKI-Protokolle, 29. Juli 2020).
Das darzustellen und zu bewerten, wäre Aufgabe der Medien. Warum? Zahlreiche Maßnahmen und die Diskussion um die Zwangsverpflichtung zur Impfung im Bundestag wurden diskutiert vor dem Hintergrund, dass durchaus anderes Fachwissen vorlag. Die aufgebrachte (Gegen-)öffentlichkeit fordert jetzt nicht einfach nur dcie Benennung von „Schuldigen“, sondern sicher auch der Diskussionsteilnehmer, der Argumente etc., allein, um z. B. bei kommenden Wahlen eine bessere Grundlage über das demokratische Verständnis der entsprechenden politischen Akteure zu haben. Grundrechte einschränken zu wollen oder sie einzuschränken auf Basis bewusst falcher Informationen ist zumindest diskussionswürdig. Demokratie bedeutet in erster Linie „Einhegung der Macht“ und ganz konkret Gewaltenteilung (Legislative, Judikative, Exekutive) auf Basis unveränderlicher Grundrechte. Darüber müsste theoretisch – welcher Meinung man immer ist – diskutiert werden.
Stattdessen werden die Texte kaum berichtet, dann eine Empörung des RKI über die Leaks. Am Mittwoch dann sei von den größeren Medien gesprochen worden. „Nachdem sie mit den Hauptkritisierten gesprochen und diese ihnen versichert hatten, es gebe keinerlei Anlass zur Sorge.“
Die Berliner Zeitung interpretiert dies in ihrem Meinungsbeitrag so, dass dies daran liegen könne oder würde, „wie diese Medien selbst sichj während der Pandemie verhalten haben und dass viele der dortigen Journalisten bis heute nicht wahrhaben wollen, dass sie vielleicht in der einen oder anderen Einschätzung, in der sie offenbar fragwürdigen Experten gefolgt sind, grundfalsch lagen.“
Man könnte auch sagen: Die „falsche Einschätzung“ von Politik und Medien ist an sich gar nicht tragisch, das passiert täglich. Die Frage wäre, auf welche Quellen sich die Qualitätspolitik und die Leitredaktionen bei ihren Äußerungen wohl berufen haben. Wie gut sie also ihren Job gemacht haben.
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