Man muss sie nicht mögen und doch ist unbestreitbar, dass ihr Besitz klare Vorteile verschafft. Die Rede ist an dieser Stelle von Atomwaffen. Ihre Zerstörungskraft und damit ihr Schrecken ist so groß, dass allein durch ihre Existenz die Schwelle für einen Agressor, seine Agression zu beginnen, deutlich höher gelegt wird.
Nordkoreas Regime fühlt sich dank seiner Atombombe heute sicherer als zu der Zeit, als Kim Jong Un die Nachfolge seines Vaters antrat. Der Iran wünscht sich diese Sicherheit und scheint bestrebt, diese möglichst schnell zu erlangen. Andere Länder hegen offen oder verdeckt ähnliche Ambitionen.
Und die Ukraine? Sie besaß einst ein nicht unerhebliches Atomwaffenpotential, gab dieses aber aus der Hand. Als die damalige Sowjetunion 1991 zerbrach, war ein großer Teil ihrer Atomwaffen in der Ukraine stationiert. Diesen haben die Ukrainer damals geerbt, aber nicht sehr gemocht, denn er stellte zunächst einmal eine Belastung dar, die finanzielle und militärische Ressourcen band.
Die Friedensdividende ist aufgebraucht
Gleichzeitig war man nach dem Ende des Kalten Krieges der Ansicht, man könne eine Friedensdividende ernten und lange von ihr leben. Manche Politiker scheinen sich bis heute noch nicht von diesem Gedanken verabschiedet zu haben. Die Geschichte ist über diese Schwärmerei hinweggegangen, wie über alle vorherigen ebenso und am Ende bleibt die ernüchternde Erkenntnis, dass Länder und Regierungen immer Interessen haben und nach Mitteln suchen werden, um diese durchzusetzen.
Dabei gilt die alte Schulhofweisheit, dass der Stärkere durchaus im Vorteil ist. Wer Atomwaffen hat, den muss man, egal, ob man will oder nicht, ernstnehmen. Diese in Vergessenheit zu geratende Erkenntnis haben Kim Jong Un und Wladimir Putin der Welt in den letzten Jahren wieder in überdeutlich Erinnerung gerufen.
Auch das China Xi Jinpings hat erkannt, dass militärische Macht ein nicht zu unterschätzendes Argument ist und baut einen Flugzeugträger nach dem anderen. Atomraketen hat man ja schon. Flugzeugträger, mit denen man auch in weit entfernten Regionen machtvoll auftreten und wenn nötig auch eingreifen kann, noch nicht. Deshalb wird diese Lücke gerade geschlossen.
Wer sich nicht selbst zu schützen vermag, wird leicht zum Spielball anderer
Und die Ukraine? Die wird sich ihrer selbstverschuldeten Schwäche in diesen Tagen wieder schmerzlich bewusst. Ob sich Russland die Krim angeeignet oder die Separatisten im Donbass unterstützt hätte, wenn Kiew noch immer über die alten sowjetischen Atomwaffen verfügen würde, ist eine interessante, aber leider hypothetische Frage.
Ganz und gar nicht hypotetisch ist Kiews aktuelle Schwäche. Während die beiden Atommächte USA und Russland über die Ukraine verhandeln, schauen die fast atomwaffenlosen Europäer zu und die, die das Thema eigentlich alleine angehen würde, haben gar nichts zu melden und sitzen nicht einmal mit am Verhandlungstisch.
Wie gesagt, man muss die Atomwaffen nicht mögen. Aber über sie zu verfügen, kann von Vorteil sein.