Der frühere Verteidigungsminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat schon während der Kanzlerschaft von Angela Merkel mehrfach darauf verwiesen, welche Probleme es in Afghanistan geben wird. Frau Merkel hat diesen Ratschlag wohl nicht vernommen, nicht geglaubt oder nicht ernst genommen. Schmidt meinte: Afghanistan sei von einer Macht, die von außen käme, nicht zu bändigen. Die Geschichte beweist dies.
Keiner hält sich länger als 20 Jahre
Schmidt verwiese darauf, dass es in der afghanischen Geschichte noch keiner Regierungskonstellation gelungen sei, sich länger als 20 Jahre zu halten. Überhaupt sei der Begriff Afghanistan erst im 19. Jahrhundert entstanden. Die Region bestehe aus 12, eher sogar 18 verschiedenen Stämmen, die – so jedenfalls lassen sich die Gedanken dazu fortführen – nicht einfach unter einer Regierung zusammenfassen lassen.
Verschiedenste Regionen haben unterschiedliche Kulturen herausgebildet, in denen die Vorstellung einer gemeinschaftlichen sozialistischen (siehe Sowjetunion in den 80er Jahren) oder westlichen Demokratisierung von außen unvorstellbar ist.
Schmidt verweist darauf, dass schon Alexander der Große vor 2.300 Jahren in die Region eingefallen ist und sozusagen schnurstracks wieder (weiter) herausmarschierte. Damit bestätigt er ihm eine große Klugheit bezogen auf diese Gesamtregion.
Wer Afghanistan heute begreifen wolle, so schlussfolgerte er vor Jahren, müsse wissen, dass etwa die Paschtunen 40 % des Volkes ausmachten. Der Großteil der Paschtunen sitze aber in Pakistan und würde dort praktisch autonom agieren – bis nach Afghanistan hinein. Die Paschtunen wiederum stellen auch das Gerüst der Taliban.
Um Afghanistan zumindest von Pakistan abzuschotten – und den Einfluss einzudämmen -, benötigte es dort, so Schmidt vor Jahren (!) – 500.000 Soldaten und nicht 150.000. Deshalb könne der Krieg nicht gewonnen werden. Der deutsche Einsatz ist damit vergeblich gewesen. Schmidt, schon lange nicht mehr im Amt, wusste dies. Merkel nicht.