Hat die Merkel-Regierung die Wende in Afghanistan verschlafen?

Die Wende in Afghanistan im Jahr 2021 führte u.a. dazu, dass zahlreiche Bündnispartner der Bundeswehr vor Ort nicht evakuiert werden konnten. Die „Zeit“ hat in einem Beitrag dokumentiert, wie schläfrig sich die Regierung Merkel damals aufführte. „Ignoranz, Kompetenzgerangel“ und die verratenen Ortskräfte: Das Merkel-Erbe.

Merkel: Einfach keine Zeit für Afghanistan-Problematik?

Die Geschichte liest sich wie ein – schlechter – Krimi. Kleine Rückblende: In Afghanistan kündigte die USA unter Joe Biden an, sich zurückzuziehen. Die Taliban übernahmen nach und nach die Herrschaft und stießen im Sommer 2021 nach Kabul vor. Die ausländischen Streitkräfte, u.a. die Bundeswehr, flohen. Die Ortskräfte, Verbündete der Bundeswehr, sahen sich teils ihrem Schicksal ausgeliefert.

Die Story der Zeit in anderen Worten:

Innerhalb der Bundesregierung waren zwei Behörden mit mehreren vertraulichen Dokumente involviert, die zeigen: Die Deutschen wussten früher mehr, als sie eingestanden haben, und haben weniger unternommen, als erforderlich gewesen wäre. Sie verhinderten die Ereignisse in Kabul nicht.
Dennoch suggeriert das Verteidigungsressort, es hätte seit dem Frühjahr einen detaillierten Plan gehabt. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Es existierten zwar Konzepte für diverse Szenarien, doch der Einsatzbefehl wurde erst am Abend des 15. August versandt.
Am fünften Tag der Eskalation entschied sich Angela Merkel für einen öffentlichen Auftritt in Gießen. Sie nahm eine Ausstellung in Augenschein. Sie schien Zeit zu haben für ein „interaktives Museum“ in Gießen. Helge Braun als Kanzleramtsminister war dabei.
Währenddessen, in Kabul, waren bereits Leben in Gefahr.

Der 19. August bündelte mehrere Aspekte. Merkel pries ein Kunstwerk, während sie Nachfragen zur Situation in Afghanistan, wie lokale Medien anmerken, unbeantwortet ließ. Vor Kameras sagte sie zwar. dass weitere Flugzeuge sicher mit Schutz suchenden Menschen ausfliegen sollten. Sie selbst oder ihr Kanzleramtsminister allerdings haben die Lage wohl nicht selbst kontrolliert. Es gibt dazu keine Aufzeichnungen mehr. .

Unmittelbar vor dem Zusammenbruch Afghanistans war Merkel dann der Überzeugung, dies könne man in der nächsten Woche diskutieren. Doch als die Lage sich zuspitzte, entstand hektische Betriebsamkeit: Die Bundeswehr hatte bis dahin ausschließlich in gepanzerten Flugzeugen fliegen dürfen, doch nun sollten Zivilisten und einheimische Hilfskräfte in ungeschützte Charterflieger gebracht werden. Drei Tage vor dem Triumph der Taliban kündigte Außenminister Maas dann in einer Morgensendung an, dass ein bis zwei Flugzeuge zum Einsatz kämen. Also: Bei jedem Abflug aus Kabul waren maximal 378 Sitzplätze verfügbar – für 12.000 zu evakuierende Personen.