Olaf Scholz hat es geschafft. Der SPD-Politiker wurde gestern im Deutschen Bundestag mit ordentlicher Mehrheit zum Kanzler gewählt und von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Kanzler ernannt. Der Politiker hätte dies vor zwei Jahren vielleicht selbst nicht erwartet. Die SPD hatte damals bei der Wahl zum neuen Vorsitz das Duo Esken/Walter-Borjans vorgezogen. Ein Portal im Netz meinte nun gar: „Vorhang auf für Merkel 2.0“. Und: „Olaf Scholz ist Kanzlerin.“
Nicht unangenehm aufgefallen
Der Beitrag rätselt etwas darüber, wie Olaf Scholz es an die Macht geschafft hat. Immerhin hat der heute 63jährige vor zwei Jahren gegen ein No-Name-Duo verloren. Dass er überhaupt als Kanzlerkandidat aufgestellt wurde, galt als überraschend. Die SPD lag in den Umfragen zumindest 10 Punkte hinter der Union. Scholz wirkte wie ein Zählkandidat.
Scholz war im Wahlkampf „nicht unangenehm aufgefallen“, heißt es etwa. Selbst als ihm politische Affären angehängt wurden, etwa der Cum-Ex-Skandal mit der Warburg Bank in Hamburg oder die Pleite von Wirecard, verhielt er sich weitgehend ruhig. Im Wahlkampf selbst erzählte er zwar, es solle einen Mindestlohn geben. Weitere Hinweise auf Vorhaben jedoch blieben – zumindest im Vergleich mit den sehr stark wahrnehmbaren Forderungen der Grünen – weitgehend aus. Scholz fiel weder dadurch auf, dass er eine neue Steuerpolitik ankündigte noch irgendwelche großen Änderungen in der Corona-Politik beschrieb oder forderte. Er trat im Sommer dafür ein, dass es keine allgemeine Impfpflicht geben werde.
Jetzt, da die Inzidenzen deutlich gestiegen sind und der Druck größer wurde, nahm er diese Aussage fast nebenbei wieder vom Tisch. Es fiel kaum auf. Insofern ist die Beschreibung, er sei eine Merkel 2.0, offenbar nachvollziehbar.