Die Grünen haben ihre Leugnungsstrategie in den verschiedenen Baerbock-Affären offenbar etwas aufgeweicht oder abgeschafft. Nun meldete sich der Bundesgeschäftsführer Michael Kellner zu Wort. Dem „Spiegel“ gegenüber räumte er ein, dass „Fehler gemacht (wurden), das ist offensichtlich“.
Allerdings sind diese Fehler offenbar auch recht gering, so die Einschätzung des Bewerbers um ein Bundestagsmandat. „Aus meiner Sicht und gemessen an den Herausforderungen unserer Zeit sind das Kleinigkeiten.“
Alles nicht so schlimm
Dennoch räumte er ein, dass es wichtig sei, „auch selbstkritisch zu sein, immer mal wieder innezuhalten und zu überprüfen, wo man steht“.
Dann widmete sich Kellner den aus seiner Sicht wohl größeren Problemen. Der Union warf er vor, „von den Inhalten und den entscheidenden Fragen unserer Zeit abzulenken“. Die Union würde sich wegducken. Zum Thema Hans-Georg Maaßen meinte der Funktionär, die Union würde die „Türen nach Rechtsaußen nicht fest genug (verschließen)“. Wer Laschet wählen würde, würde damit auch Maaßen wählen.
Die Ansage ist formal allerdings – überraschend – falsch. Bei den Bundestagswahlen geht es ausdrücklich nicht um eine Einzelperson Laschet oder Baerbock, sondern um die Besetzung der Bundestagsmandate durch die Parteien. Es wählt also niemand Laschet.
Die Begründung für das nach Meinung von Beobachtern recht offensive Vorgehen gegen die Plagiatsvorwürfe zum Baerbock-Buch kommentierte er damit, dass die Grünen „nach all den Anfeindungen der Wochen davor ein Stoppsignal setzen“ wollten. Die Partei werde in den kommenden Wochen nicht aggressiv oder respektlos sein.
Baerbock selbst spricht dem Bericht nach nun davon, sie habe in ihrem Buch „bewusst auf öffentlich zugängliche Quellen zurückgegriffen“, insbesondere dort, wo es um Fakten ginge. Sie nehme die Kritik jedoch sehr ernst. Es wäre besser gewesen, mit Quellenverzeichnis zu arbeiten. Vorgeworfen war Baerbock aber nicht, dass sie sich an Fakten bedient habe, sondern annähernd wortwörtlich fremde Formulierungen übernommen hatte.