Erstaunlich, was FDP-Chef Lindner, zudem Finanzminister in der Ampel-Regierung, während eines Besuchs in der Schweiz äußerte. Er freue sich, die Luft der Freiheit zu atmen, so Lindner auf der einen Seite. Allerdings äußerte er sich über seine Koalitionspartner von SPD und Grünen nicht eben freundlich.
„Gezwungen“ in die Ampel?
Der FDP-Chef garnierte seine Freude über die Freiheit mit folgenden Worten: „Nachdem die politischen Realitäten mich zwingen, mit Sozialdemokraten und Grünen zu regieren, freue ich mich, die Luft der Freiheit zu atmen“.
Seine Worte sind erstaunlich genug. Selbst wenn sie vielleicht im Spaß zu verstehen seien: Seit Sigmund Freud wissen wir um die Bedeutung des Witzes, in dem stets die Wahrheit mitspricht oder wenigstens das, was sich ansonsten nicht auf den Weg an die Öffentlichkeit macht. Der FDP-Finanzminister also sieht sich in der Ampel-Regierung offensichtlich in einer nicht-freien Umgebung. Das ist durchaus auch die Wahrnehmung eines erheblichen Anteils der Bevölkerung, wie die jüngsten Umfragen immer wieder zeigen.
Den unterschiedlichen Umfragen nach jedenfalls hat die Ampel in keiner Konstellation auch nur im Ansatz – gegenwärtig – die Mehrheit beim Wahlvolk. Die drei Parteien SPD, Grüne und FDP kommen stets auf weniger als zusammen 40 %, mittlerweile auch in den meisten Fällen auf weniger als 35 %. In Teilen der Umfragen scheint fraglich, ob die FDP nach gegenwärtigem Stand überhaupt die 5-%-Hürde überwinden würde. Alles ist in Frage gestellt.
Nur scheint Lindner wie ein Außenstehender auf die eigene Regierung zu gucken – oder vergessen zu haben, dass er Teil derselben ist: „Askese und Verzicht sind nun unsere Instrumente, um die Erderwärmung zu stoppen. Und jetzt stelle ich mir vor, Herr Cassis (Außenminister der Schweiz, d. Red.) oder Frau Baerbock würden um die Welt fahren, in die Volksrepublik China kommen, nach Lateinamerika, Afrika und würden dort sagen für den Klimaschutz: Wir müssen verzichten auf Wachstum und Wohlstand für die Bewältigung der Überlebensfrage der Menschheit“. Offensichtlich macht er sich über die eigene Regierung lustig.