In Deutschland habe es im vergangenen Jahr 2020 im Durchschnitt über 50 Messerangriffe pro Tag gegeben, zeigt nun ein Agenturbericht über die Zahlen, die von der „Welt am Sonntag“ bei den Innenministerium recherchiert wurden. Die Reaktion auf diese Statistik aus den Ampel-Parteien FDP und Grüne: Die Statistik sei im Kern so noch nicht gründlich genug ausgewertet und müsse ausermittelt werden. Für die Grünen wurde die Forderung erhoben, die Aussagekraft der Statistiken müsse nachhaltig verbessert werden.
Die Statistik ist interpretierbar
In Deutschland werden oftmals Messerangriffe dargestellt, bei denen je nach politischen Ausrichtungen oft genug ein bestimmter Eindruck erzeugt wird oder gar erzeugt werden soll. Objektivierbare Daten liegen immerhin nun nach dem Agenturbericht vor: “
Jeden Tag kam es im Jahr 2020 durchschnittlich zu mehr als 50 Messerangriffen in Deutschland. Das ergibt eine Abfrage der „Welt am Sonntag“ bei den Innenministerien der Länder.
Demnach haben Polizeibehörden im vergangenen Jahr insgesamt etwa 20.000 solcher Attacken erfasst. Messerangriffe bezeichnen Taten, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird. Demnach ereigneten sich im Jahr 2020 die meisten Messerangriffe in Nordrhein-Westfalen (5.411), Berlin (2.593) und Niedersachsen (2.377). Bis auf Mecklenburg-Vorpommern stellten dazu alle Bundesländer Zahlen zur Verfügung.
Insgesamt wurden bei den Attacken bundesweit mindestens 100 Frauen und Männer ermordet. Zehn von 16 Bundesländern stellten Zahlen zur Herkunft der mutmaßlichen Täter zur Verfügung. Demnach besitzen 60,4 Prozent der Tatverdächtigen die deutsche Staatsbürgerschaft – 39,6 Prozent sind nichtdeutsche Staatsbürger. Zuwanderer machen rund 17,4 Prozent der Tatverdächtigen aus.
Offiziell liegen bislang keine bundeseinheitlichen Zahlen zu Messerangriffen in Deutschland vor, obwohl die Einführung in der Polizeilichen Kriminalstatistik bereits 2018 auf der Innenministerkonferenz beschlossen wurde. Die Umfrage zeigt, dass die Bundesländer mit einer Ausnahme auch psychische Störungen bei Tatverdächtigen von Messerangriffen bislang nicht statistisch erfassen. Konstantin von Notz, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, sieht Reformbedarf. „Deutlich wird erneut: Es muss das gemeinsame Ziel von Bund und Ländern bleiben, die Aussagekraft der Kriminal- und Strafrechtspflegestatistiken nachhaltig zu verbessern.“
Benjamin Strasser, Innenpolitiker der FDP, forderte „eine gründliche Aufarbeitung und Ausermittlung ohne Scheuklappen notwendig.“ Um Gefahren zu erkennen, brauche es ein zuverlässiges Lagebild.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur