Die öffentlich-rechtliche Journalistin Dunya Hayali hat für die Leserinnen und Leser ihres Twitter-Kanals gute Nachrichten versenden lassen. Sie hat den Kanal einem Arzt übergeben, der in Afghanistan geboren ist. Damit soll die Reichweite genutzt werden. Kunduz wurde demnach praktisch von den Anti-Taliban-Kämpfern wieder eingenommen, nachdem sich Taliban-Kämpfer ergeben haben. „Kunduz ist befreit“. Stimmt die Nachricht aus dem Umfeld der öffentlich-rechtlichen Sender?
Kunduz: Was geschieht hier?
Hayalis Kanal wird unter dem Kürzel „nf“ genutzt. Die Botschaft klingt in unseren Ohren gut: „Wie ich gerade (auch) telefonisch erfahren habe, haben in Kunduz mehr als 20 Taliban Kämpfer sich den Anti-Taliban Widerstand ergeben. Kunduz ist befreit. Andere Taliban Kämpfer wurden in Baghlan in einen Falle gelockt. Was geschieht hier? (nf)“
Die Frage stellt sich tatsächlich. Denn die Nachricht stamme aus „Versatzstücken“ des „selbsternannten ‚Präsidenten‘ Amurllah Saleh“. Die „PR“ würde von keiner seriösen Plattform zur Situation in Afghanistan bestätigt bzw. geteilt. Dies sei ein lupenreines Eigentor, heißt es kritisch.
Tatsächlich ist die Nachricht bis dato bei weitem nicht in die Öffentlichkeit gedrungen. Die jüngsten Nachrichten aus Kunduz sind etwa zwei Wochen alt. Dort hieß es noch, die Taliban hätten etwa Kunduz erobert. Sollte sich erweisen, dass die Taliban Kunduz keineswegs verloren haben, dann wäre die Meldung sogar eine glatte Falschnachricht.
Warum eine Journalistin aus dem Umfeld des öffentlich-rechtlichen Rundfunks den Kanal offenbar ungeprüft weiter reicht, wäre dann zu fragen. Die Reichweite, die bei ihr auf gut 500.000 Menschen zu schätzen ist, mag attraktiv sein. Gerade dann jedoch wäre nach journalistischem Ethos die Prüfung von Angaben wie hier von Nabard Faiz praktisch zwingender Standard, insofern eine solche Information sogar die Kraft hätte, den gesellschaftlichen Diskurs über die Vorgänge in Afghanistan zu verändern. Oder hat „nf“ am Ende Recht?