Die Inflation ist offenbar ein langer Wegbegleiter. Robert Holzmann, österreichischer Notenbankchef, rechnet mit einer langanhlatenden und starken Teuerungsrate in der Euro-Zone. Er erwarte, es könne lange dauern, bis die Inflations(rate) zurückginge.
Es wird nur einen „sehr langsamen Rückgang“ der Inflationsrate geben…
„Der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann geht von einer langanhaltenden, starken Teuerung im Euro-Raum aus. „Ich erwarte, dass es noch sehr lange dauert, bis die Inflation zurückgeht“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe).
Die Historie weltweit habe gezeigt, dass „bei einer Inflation von acht Prozent und mehr ein sehr langsamer Rückgang folgt“. Sorgen bereitet Holzmann vor allem die hohe Kerninflationsrate, bei der Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden. Er gehe davon aus, dass sich diese im ersten Halbjahr nicht wesentlich abschwächt. Das EZB-Ratsmitglied spricht sich daher für weitere kräftige Zinserhöhungen aus.
Er sei zum aktuellen Zeitpunkt dafür, die Zinsen auf den Ratssitzungen im März, Mai, Juni und Juli um jeweils einen halben Prozentpunkt anzuheben. Derzeit liegt der Leitzins im Euro-Raum bei drei Prozent, der Einlagenzins beträgt 2,5 Prozent. Holzmann geht davon aus, dass das Zinsniveau damit noch weit vom restriktiven Bereich entfernt ist, wo die Geldpolitik die Wirtschaft bremst. Diesen Punkt sieht er erst ab einem Einlagenzins von ungefähr vier Prozent erreicht.
„Wenn wir die Inflation auf absehbare Zeit wieder auf zwei Prozent bringen wollen, müssen wir restriktiv vorgehen.“ Dabei könnte es aus seiner Sicht noch dauern, bis der Prozess der Zinserhöhungen abgeschlossen ist. „Meine Hoffnung ist, dass wir innerhalb der nächsten zwölf Monate den Zinshöhepunkt erreicht haben.“ Holzmann stellt zudem einen schnelleren Bilanzabbau der EZB zur Debatte.
Seit Anfang März lässt die Notenbank Anleihen aus ihrem Bestand im Umfang von monatlich 15 Milliarden Euro auslaufen. Diese Regelung ist zunächst bis Ende Juni befristet. Der österreichische Notenbankchef sieht die Möglichkeit, den Anleihebestand aus dem Pandemie-Kaufprogramm PEPP früher zu reduzieren. Bisher hat sich die EZB darauf festgelegt, diesen bis Ende 2024 stabil zu halten.
„Wir haben eine sehr große Bilanzsumme. Und um diese auf einen vernünftigen Wert abzuschmelzen, müssen wir wahrscheinlich etwas aggressiver sein.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: EZB, über dts Nachrichtenagentur