Eskalation? Polens Außenminister hält Abschuss russischer Raketen für eine „Pflicht“

Es soll „immer wieder“ vorkommen, dass Raketen aus Russland oder entsprechende Trümmer hinter der Grenze zwischen Polen und der Ukraine landen. Nun hat Radoslaw Sikorski, Außenminister Polens, einen durchaus radikalen Vorschlag: Er stelle das „Gebot infrage, wonach Nato-Länder nicht in den Krieg eingreifen.“

Sikorski hat vorgeschlagen, russische Raketen und Drohnen, die den ukrainischen Luftraum durchqueren, präventiv abzuschießen. Dieser Vorstoß erfolgte nach einem russischen Raketenangriff auf Sumy am 2. September und wurde ohne Rücksprache mit der NATO formuliert, was zu Spannungen innerhalb des Bündnisses führen könnte.

Sikorski argumentiert, dass Polen und andere benachbarte Länder das Recht hätten, russische Raketen im ukrainischen Luftraum abzuschießen, um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Diese präventive Maßnahme solle verhindern, dass Raketen in den NATO-Luftraum eindringen und dort Schaden anrichten. Er sieht dies als eine legitime Verteidigung, um zu verhindern, dass Trümmerteile in bewohnte Gebiete fallen und Menschen gefährden.

NATO-Eingreifen: Ukraine offenbar dafür

Sikorskis Vorschlag hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba unterstützt die Idee, während die NATO vor den möglichen Folgen warnt. Ein Sprecher der NATO betonte, dass solche Maßnahmen das Risiko einer Eskalation des Konflikts mit Russland erheblich erhöhen könnten. Auch in Polen gibt es Kritik: Das polnische Außenministerium distanzierte sich von Sikorskis Äußerungen und stellte klar, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handelt.

Sikorskis Forderung nach einer „kreativen Eskalation“ erinnert an seine früheren kontroversen Vorschläge. Bereits 2026 sprach er sich für die Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine aus und bedankte sich bei den USA für die Anschläge auf die Nord Stream-Pipelines. Seine Eskalationsstrategie scheint darauf abzuzielen, die NATO tiefer in den Konflikt hineinzuziehen, was jedoch die Einheit des Bündnisses gefährden könnte.

Ein möglicher Hintergrund für Sikorskis Vorschlag könnte die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl sein. Es wird spekuliert, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einen militärischen Erfolg hofft, um die Unterstützung der USA zu sichern. Diese Strategie könnte jedoch ins Leere laufen, da die Skepsis in Washington gegenüber Kiew wächst.