Die Zahl derjenigen, die in absoluter Armut leben (nicht nur relativ zu den Durchschnittszahlen einer Gesellschaft) ist nach einer Meldung der Süddeutschen Zeitung in Zeiten der Pandemie gewachsen. Die Redaktion verweist auf ein eine Untersuchung, die das nationale Statistikamt durchgeführt habe. So habe die Pandemie „neben Krankheit und Tod auch neue Armut gebracht“. Dabei würde die Zahl derjenigen, die in Armut lebten, auf einen historischen Rekordwert gestiegen sein.
Im Jahr 2020 gehörte der Statistik nach über 2 Millionen Familien zur Kategorie der „Povertà assoluta“. Dies sind in Italien 7,7 % aller Familien überhaupt. Der Anteil stieg gegenüber 2019 um 1,3 Prozentpunkte, nachdem es noch 2019 6,4 % gewesen sind.
Der staatlichen Berechnungsmethode nach gelten damit 5,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner als arm. Dies ist immerhin eine Million mehr als im Jahr 2019. Erstaunlich dabei ist die Entwicklung im Norden Italiens, der im Regelfall als wohlhabender gilt. Dort ist die Armut in Zeiten der Pandemie nach diesen Zahlen doppelt so schnell gestiegen wie im Süden des Landes.
Nach dem ersten Lockdown in Italien im Frühjahr 2020 wurden schon zur ersten Öffnungsphase wieder „Warteschlangen so lange wie nie“ an den Ausgabestellen der karitativen Organisationen und Gassenküchen gesichtet – dies gelte auch für Rom, Mailand oder Genua.
Aus Rom meldete ein Geschichtsprofessor, dass die Zahl der Verteilzentren in Rom von 3 auf 28 erhöht worden sei.
Dabei litt Italien unter einer Besonderheit: Das Land verbot Unternehmen auf der einen Seite, Menschen zu entlassen und finanzierte damit die Kurzarbeit. Da aber zahlreiche Arbeitsverhältnisse inoffiziell – oder schwarz – vereinbart wurden, zeigte sich nun, wie anfällig die Gesellschaft in einer solchen Situation ist. Annähernd ein Viertel der Wirtschaft in Italien gilt als Schattenwirtschaft.
Es zeigt sich nun, dass die Auswirkungen der Maßnahmen auch bei uns noch nicht vollständig aufgedeckt sind. Auch in Deutschland gibt es Schattenwirtschaft, gerade in der Gastronomie. Zahlreiche Menschen dürften regelrecht verarmt sein.