Wirtschaftsforscher vom DIW erwarten jahrelangen Wohlstandsverlust

Die Wirtschaftsforscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwarten eine „lange Durstrecke“. Große Teile der Bevölkerung würden einen „permanenten Wohlstandsverlust“ erleben, wird Marcel Fratzscher als Präsident des DIW zitiert.

Lange Durststrecke – große Teile der Bevölkerung betroffen

„Ökonom Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, sieht die Deutschen angesichts der anhaltenden Konsumflaute vor einer langen Durststrecke. Der „Preisschock“ sorge für einen „permanenten Wohlstandsverlust“ in großen Teilen der Bevölkerung, sagte Fratzscher dem „Spiegel“.

„Gerade für die unteren 40 Prozent der Gesellschaft, die nahezu ihr gesamtes Einkommen für ihren Lebensunterhalt ausgeben und kaum etwas sparen. Sie konsumieren alles nicht unbedingt Lebensnotwendige künftig deutlich zögerlicher bis gar nicht mehr.“ Aufgeschreckt durch Krieg, Gaskrise und Inflation halten die Deutschen derzeit ihr Geld zusammen wie seit Jahrzehnten nicht. Das Statistische Bundesamt meldete für den Monat Juli den größten Umsatzeinbruch im Einzelhandel seit 1994. Die Marktforscher der GfK sagen für August ein Konsumklima von minus 30,6 vorher – ein „nie dagewesenes Szenario“ und ein „Absturz, wie wir ihn selbst zu Coronazeiten nicht erlebt haben“.

Damals lag ihr Index maximal bei minus 23, normalerweise pendelt er um die zehn Punkte plus. Fratzscher erwartet, dass die Depression bis zur Mitte des Jahrzehnts anhalten könnte. Eine Abwärtsspirale habe sich in Gang gesetzt: „Eine hohe Inflation drückt die Kauflaune der Kunden, das sorgt für weniger Geld bei den Unternehmen, um zu investieren. Das könnte eine Abwärtsspirale mit einer für ein oder zwei Jahre anhaltenden schwachen Wirtschaftsleistung in Gang setzen“, so Fratzscher.

Wenn Menschen mit geringen Einkommen weniger ausgäben, dann ist das gesamtwirtschaftlich viel wichtiger, als wenn die oberen zehn Prozent sparten.“

Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur

Foto: Plattenbauten in Halle (Saale), über dts Nachrichtenagentur