Bislang war es vor allem die Klientel der vermögenden Privatkunden, die sich mit dem Problem der negativen Zinsen auf ihren Bankkonten herumschlagen musste. Der normale Bank- oder Sparkassenkunde war nicht betroffen. Doch der Schein trügt und auch die Kleinsparer sollten sich nicht allzu sehr in Sicherheit wähnen, denn die Einschläge kommen immer näher.
Nun hat auch Europas größte Direktbank, die ING, reagiert und den Druck auf ihre Kunden erhöht, denn die Freibeträge für Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten auf die keine negativen Zinsen gezahlt werden müssen, wurden auf 50.000 Euro abgesenkt. Für Guthaben über 50.000 Euro wird in Zukunft ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent pro Jahr fällig. Das teilte das Institut am Montag in Frankfurt mit.
Mit ihrer Entscheidung reicht die ING die negativen Zinsen der Europäischen Zentralbank 1:1 an die Kunden weiter, denn wenn sie Geld bei der Notenbank parken, müssen die Geschäftsbanken ebenfalls einen negativen Zins von 0,5 Prozent pro Jahr an die EZB abführen.
Der Wettbewerbsdruck steigt ebenso wie die Guthaben
Für Neukunden halbiert sich mit dieser Entscheidung der seit November 2020 geltende Freibetrag von 100.000 Euro. Die neuen Regelungen gelten allerdings nicht ab sofort, sondern werden erst am 1. November in Kraft treten und betreffen alle neu eröffneten Giro- und Tagesgeldkonten, die nach dem 6. Juli eröffnet werden.
Betroffen sind aber auch rund 750.000 der insgesamt neun Millionen Bestandskunden. Sie halten Guthaben über 50.000 Euro bei der ING und werden ab Juli Post von ihrer Bank erhalten. In diesen Schreiben wird man die Kunden bitten, dem Verwahrentgelt zuzustimmen.
Anders als in der Vergangenheit, in der sich die ING unter ihrem alten Namen ING-Diba mit hohen Sparzinsen noch verstärkt um neue Sparer bemühte, steht nun der klassische Hausbankkunde im Fokus. Er parkt bei der ING nicht nur überschüssige Liquidität, sondern generiert über Baufinanzierungen, Verbraucherkredite und Anlagen in Wertpapiere weitere Provisionseinnahmen.