Der Krieg in der Ukraine ist auch eine Warnung für China und Taiwan

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Die Volksrepublik China, die sich sonst jede noch so kleine Einmischung in seine inneren Angelegenheiten verbietet, zögert bislang, den russischen Angriff auf die Ukraine als als einen militärischen Angriff zu bezeichnen. Um das Wort Krieg nicht in den Mund nehmen zu müssen, folgt man lieber dem russischen Sprachgebrauch und spricht nur von einer militärischen Spezialoperation.

Eine solche könnte auch anstehen, sollte sich die Regierung in Beijing eines Tages entschließen, die offiziell abtrünnige Provinz Taiwan heim ins Reich der Mitte zu holen. Vollzogen sein soll die notfalls gewaltsame Wiedervereinigung bis zum 100. Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049.

Bis dahin vergeht noch viel Zeit, die vermutlich beide Seiten für sich nutzen werden. Ein sorgsamer Blick auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine zeigt dabei beiden, sowohl den Festlandschinesen wie auch den Taiwanern, worauf es ankommen wird und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um aus der Auseinandersetzung als Sieger hervorgehen zu können.

Weitgehende Unabhängigkeit vom Westen contra starker Freiheits- und Verteidigungswille

Die scharfe Reaktion des Westens, auf die Moskau in dieser Form nicht vorbereitet war, dürfte auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping deutlich gezeigt haben, dass eine gewaltsame Wiedervereinigung nur dann funktionieren kann, wenn sich das Land zuvor vom Westen weitgehend unabhängig gemacht hat.

Gleichzeitig dürfte die Führung der Volksbefreiungsarmee erkannt haben, dass sie Taiwan nur dann erfolgreich „befreien“ kann, wenn die chinesischen See-, Luft- und Landstreitkräfte ihren Angriff in einer gut koordinierten Weise vortragen. Dies war bei den russischen Aktionen in der Ukraine bislang nicht der Fall und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die russischen Truppen nur verhältnismäßig langsam vorrücken.

Die Regierung in Taiwan dürfte in den vergangenen Wochen hingegen erkannt haben, wie aussichtsreich eine Verteidigung sein kann, wenn die das Land verteidigenden Soldaten nicht nur von ihrer eigenen Bevölkerung unterstützt werden, sondern auch überall im Land ein starker Wille, sich die eigene Freiheit und Selbstbestimmung zu erhalten, vorhanden ist. Ihn zu stärken, dürfte daher in Taiwan in Zukunft ein noch größeres Anliegen sein.