Das mühsame Rudern der Medien nach dem Attentat auf Donald Trump

Donald Trump wurde am 13. Juli in den USA während einer Kundgebung in Pennsylvania angeschossen, ging zu Boden und wurde dann abtransportiert. In den sozialen Medien wird teils dokumentiert, dass nur eine minimale Kopfbewegung gereicht habe, um zu verhindern, dass er erschossen wird.

In den ersten Meldungen in großen deutschen Medien, aber auch in den USA selbst, wurde die Wortwahl erstaunlich. In der „Tagesschau“ hieß es in der eingeblendeten Überschrift, es habe einen „Zwischenfall“ gegeben. Die Süddeutsche Zeitung meldet einen „Zwischenfall auf Wahlkampfveranstaltung“.

Die „FAZ“ zeigt sich „unklar, ob Schüsse gefallen sind“. N-TV hat immerhin einen „Knall bei Wahlkampfveranstaltung“ wahrgenommen.

ZDF heute sprach davon, „Trump bei Wahlkampfveranstaltung verletzt – Secret Service bringt den Ex-Präsidenten in Sicherheit“.

Die Medien haben den Fall offensichtlich zunächst entweder nicht richtig einordnen können, was überraschend ist, da die wesentlichen Umstände direkt bekannt waren, oder sie haben die Wortwahl absichtlich erstaunlich harmlos gehalten.

Erstaunlich im Fall eines Mannes, dem selbst vor Monaten vorgeworfen worden war, lauthals und verkürzend, ein Blutbad angekündigt zu haben, falls er nicht gewählt würde.

Trump kündigte Blutbad an, ein gefundenes Fressen

In Deutschland und vor allem lesbar in großen Medien war die Empörung groß: Donald Trump hatte in einer Rede von einem „Blutbad“ gesprochen für den Fall, dass er nicht gewählt würde. Hat der Mann den Verstand verloren? Müssen wir uns vor noch größeren Aufständen fürchten – oder zumindest die Bürgerinnen und Bürger in den USA? Die großen Medien in Deutschland ließen in ihren Überschriften jeweils den Eindruck zu, dass Trump genau dies meint.

Nur: Dies ist falsch. Auch die Medien in den USA ziehen entsprechende Aussagen zurück.

Trump: Blutbad in der Autoindustrie

Trump sprach in einer öffentlich zugänglichen Rede davon, dass die US-Autoindustrie vor einem Blutbad stehe, wenn die Chinesen mit ihren Fahrzeugen den Markt überschwemmen würden. Das ist offensichtlich ein anderer Kontext, wie es gerne im journalistischen Milieu heißt.

Wer Aussagen aus dem Zusammenhang reißt, wird dies in der Regel aus Unachtsamkeit oder mit Absicht machen – hier haben viele Redaktion bei einem heiklen Thema genau dies gemacht. Da stellt sich die Frage: Absicht? Oder „kann die Tagesschau kein Englisch“ mehr, wie es in sozialen Medien heißt.

Fakt ist: Mit einer drastischen Wortwahl kämpft Trump um Stimmen in den Hochburgen der US-Autoindustrie. Das mag man für falsch halten, weil der Wettbewerb vielleicht das Leben Aller verbessert, das mag man für falsch halten, weil die Metapher so stark ist. Sie ist aber vor allem: gewöhnlich. Diese Metapher wird oft benutzt. Auch von den Richtigen. Haben die Medien, die ein „Blutbad“ suggerierten, ihre Informationspflicht erfüllt?