Es ist an der Zeit, endlich einmal die positiven Effekte der Corona-Pandemie, nicht unbedingt in den Vordergrund zu schieben, wohl aber, sie zumindest deutlich beim Namen zu nennen: Deutschland ist in den Monaten der Pandemie nicht nur erheblich gesünder geworden, weil die Zahl der durchgeführten Krankenhausoperationen stark zurückgegangen ist, sondern auch unsere Schüler sind besser als vor der Pandemie.
Je mehr man sie vom Unterricht und ihren nervenden Lehrern fernhielt, umso leichter schafften sie am Ende des Schuljahres die Versetzung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte, erreichten nur rund 93.100 Schüler im Schuljahr 2020/2021 ihr Klassenziel nicht und mussten die Klassenstufe wiederholen.
Die Zahl der nicht versetzten Schüler sank damit um 50.500 und auch die Quote der Wiederholer ging bundesweit von 2,3 Prozent im Schuljahr 2019/2020 auf nur noch 1,4 Prozent im letzten Schuljahr zurück. Insgesamt war die Quote der Schüler, die ihre Versetzung nicht schafften, in allen Bundesländern rückgängig, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß.
Ein Schuljahr wiederholen zu müssen, ist für kein Kind eine angenehme Erfahrung. Am häufigsten wird sie von Schülern in Bayern gemacht, denn im Freistaat machten im Sommer des vergangenen Jahres 26.500 Kinder und Jugendliche diese Erfahrung. In Berlin waren es zum gleichen Zeitpunkt nur rund 2.500.
Das Risiko Sitzenzubleiben ist in Bayern am größten
Obwohl auch in Bayern die Quote der Wiederholer deutlich sank, lag sie im vergangenen Jahr mit 2,8 Prozent immer noch deutlich über dem Bundesdurchschnitt aus der Zeit vor der Pandemie. In Berlin mussten hingegen nur 0,9 Prozent aller Schüler ihre Jahrgangsstufe wiederholen.
Niedrige Quoten von einem Prozent verzeichneten auch die Länder Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen, während in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Bremen nach Bayern die meisten Schüler das Schuljahr wiederholen mussten.
Dass trotz ausgefallenem Unterricht, Wechsel- und Distanzunterricht, so viele Schüler wie schon lange nicht mehr ihr Klassenziel erreichten, hat seine Ursache nicht in verbesserten Kenntnissen und Fähigkeiten, sondern ist vor allem darin begründet, dass die Regelungen für die Versetzung in vielen Bundesländern durch neue Sonderregelungen ausgehebelt wurden.
Ob man den Heranwachsenden damit wirklich einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Schon in einigen Jahren wird die Erinnerung an die Pandemie verblassen. Dann wird bei Bewerbungen und bei der Hochschulzulassung beim Blick in die Zeugnisse wieder wie selbstverständlich erwartet, dass mit einem bestimmten Schulabschluss auch bestimmte Kenntnisse und Qualifikationen vorhanden sind und wehe, wenn die dann fehlen.