Der „Democracy Perception Index“ („Demokratie-Wahrnehmungs-Index“) (DIP) ist die weltweit größte Studie zur Demokratie, die von dem Marketing-Unternehmen Latana in Zusammenarbeit mit der Alliance of Democracies durchgeführt wird, um die Einstellungen zur Demokratie aus aller Welt zu beobachten. Die Ausgabe 2020 bietet einen einzigartigen Vergleich der globalen öffentlichen Meinung während der Covid-19-Krise. Die Ergebnisse basieren auf national-repräsentativen Interviews mit 124.000 Befragen aus 53 Ländern, die zwischen dem 20. April und 3. Juni 2020 durchgeführt wurden.
Demokratie ist wichtig
Demnach sagen 78 % der Menschen auf der ganzen Welt, dass es wichtig ist, in ihrem Land Demokratie zu haben. Ähnlich wie 2019 ist dies in jedem befragten Land eine Mehrheitsmeinung, die von 92 % in Griechenland bis 50 % im Iran reicht. 40 % aller Menschen, die in Demokratien leben, glauben, dass ihr Land nicht wirklich demokratisch ist. 43 % der Weltbevölkerung sagen, dass ihre Regierung nur einer kleinen Gruppe von Menschen in ihrem Land dient. Dieses Gefühl ist in Demokratien genauso hoch wie in Nicht-Demokratien.
Um die Unzufriedenheit mit dem Zustand der Demokratie in den Augen der Öffentlichkeit zu erfassen, wurde in dieser Studie die Differenz zwischen der Bedeutung, die die Menschen der Demokratie beimessen, und der Tatsache, wie demokratisch sie ihr Land einschätzen, gemessen. Diese Lücke, das so genannte „Perceived Democratic Deficit“ (Wahrgenommenes Demokratiedefizit), gibt an, inwieweit die Regierungen den Erwartungen ihrer Bürger gerecht werden. Je größer die Lücke ist, desto größer ist das Demokratiedefizit in den Augen der Öffentlichkeit.
Keine Regierung wird demokratischen Erwartungen gerecht
Ähnlich wie die Ergebnisse von 2019 zeigt die Studie für 2020, dass alle Länder eine solche Lücke aufweisen, d.h. es gibt kein untersuchtes Land, in dem die Menschen das Niveau der Demokratie als so hoch oder höher einschätzen, als sie es für wichtig halten. Mit anderen Worten, die Studie stellt fest, dass keine Regierung den demokratischen Erwartungen ihrer Bürger gerecht wird.
Die Länder mit dem geringsten Abstand sind nun Taiwan, die Philippinen, die Schweiz, Dänemark und Saudi-Arabien. Die Länder mit dem größten wahrgenommenen Demokratiedefizit, d.h. Regierungen, die den demokratischen Erwartungen ihrer Bürger am wenigsten gerecht werden, sind Venezuela, Polen, Ungarn, die Ukraine und Nigeria. Chile sticht als das Land hervor, das den größten Anstieg des wahrgenommenen Demokratiedefizits von 2019 bis 2020 erlitt.
Europa sieht USA kritisch
Die Welt bleibt gespalten in der Frage, ob der globale Einfluss der USA einen positiven oder negativen Einfluss auf die Demokratie auf der ganzen Welt hat: 44% sagen, er habe einen positiven Einfluss, 38% sagen einen negativen. Die europäischen Länder bleiben die stärksten Kritiker des globalen Einflusses der USA, insbesondere in Deutschland, Österreich, Dänemark, Irland und Belgien, wo die Gesamtmeinung überwältigend negativ ist.
Eine Mehrheit der Weltbevölkerung (55%) hält es für „sehr wahrscheinlich“ oder „etwas wahrscheinlich“, dass eine ausländische Macht das Ergebnis ihrer nächsten Wahl beeinflussen wird. Diese Befürchtung ist vor allem in den bevölkerungsreichen asiatischen Ländern am höchsten: Indonesien, Pakistan, Indien und die Philippinen.