Börsenchef Theodor Werner hat vor einigen Wochen den Wirtschaftsstandort Deutschland sowie Robert Habeck kritisiert. Die Wutrede läuft jetzt durch die sozialen Medien – und wird daher kritisiert. Rechte Kreise würden sich freuen, der Spiegel weiß in der Überschrfift, die AfD werde sich freuen. Tatsächlich ist die Kritik am Standort nicht auf Werner allein zurückzuführen.
Werner hatte berichtet: „Ich habe mein 18. Treffen mit Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck hinter mir und ich kann ihnen sagen: Es ist eine schiere Katastrophe.“ Das Ansehen Deutschlands in der Welt sei schlecht wie nie. „Die schütteln nur noch mit dem Kopf. Die sagen: Wo sind denn eigentlich die deutschen Tugenden geblieben. Wir wissen nicht mehr, wie wir Euch in Deutschland lesen sollen“.
Werner wird vorgeworfen, zu polarisieren. Zudem kritisiere er die Übergriffigkeit des Staates, verweise aber zugleich auf die Vorteile der USA, die mit dem Inflation Reduction Act über Staatsgelder Unternehmen – auch aus Deutschland – anlocken. Er argumentiere also widersprüchlich.
Dennoch: Er ist nicht allein mit seiner Kritik.
Die Industrie in Deutschland zeigt sich weiterhin unzufrieden mit den Verhältnissen und Rahmenbedingungen im Land. Nun hat auch der Mittelstand sich geäußert, so zum Beispiel Martin Herrenknecht in einem Interview mit der FAZ. Der „Tunnelbohrer“ wird in einem zusammenfassenden Beitrag damit zitiert, dass er kein „gutes Haar an der Regierung“ lässt. Wir geben die Einschätzung dieses Beitrags weiter.
Die gegenwärtige Wirtschaftspolitik der Ampelkoalition bedroht den Ruf von „Made in Germany“. In einem Gespräch mit der FAZ äußerte Tunnelbauer und Firmeninhaber Martin Herrenknecht scharfe Kritik, die als dringlicher Weckruf für die deutsche Regierung verstanden werden muss.
Herrenknecht, ein Unternehmen, das weit mehr als nur Tunnelanlagen herstellt, hat die globale Infrastruktur mit innovativen Technologien geprägt. Doch selbst dieser weltweit für seine Spitzenqualität bekannte Mittelständler sieht sich wirtschaftlichen Hindernissen und einer zunehmend als „weich“ wahrgenommenen Gesellschaft gegenüber.
Der fast 82-jährige Martin Herrenknecht kritisiert die Regierung dafür, sich auf Themen wie Doppelnamen und Gendern zu konzentrieren, anstatt die brisante Wirtschaftslage ernsthaft zu behandeln. Er sieht in aktuellen Maßnahmen wie dem Bürgergeld und Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche Zeichen einer Gesellschaft, die im internationalen Vergleich an Arbeitsmoral und Produktivität verliert.
Produktivität und Arbeitsmoral lassen nach
Die deutsche Industrie, einst der Stolz des Landes, leidet unter schwacher Binnenkonjunktur und strukturellen Problemen. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben zeichnet ein düsteres Bild: Die Erwartungen deuten auf keine kraftvolle Erholung hin. Weder das Auslandsgeschäft noch die Inlandsnachfrage haben den erhofften Aufschwung gebracht, stattdessen dominiert eine schwache Binnenkonjunktur die Wirtschaft.
Der Unternehmer und CDU-Mitglied Herrenknecht appelliert an die Regierung, ihre Prioritäten zu überdenken. Er kritisiert das Missverhältnis zwischen Wirtschaftskraft und Sozialausgaben und warnt vor einer Deindustrialisierung, die den deutschen Wohlstand gefährden könnte. Die Politik müsse entschlossen gegensteuern, um eine weitere gesellschaftliche Spaltung und eine Radikalisierung der politischen Debatten zu verhindern.
Während Herrenknecht die Globalisierung nutzt, um seine Firma weltweit wettbewerbsfähig zu halten, sieht er sich gezwungen, den deutschen Stammsitz zu verteidigen. Doch diese Verteidigung klingt bereits nach einem Rückzugsgefecht. Die Erosion der Industrie schreitet fort, Investitionen werden reduziert, was alarmierende Anzeichen einer schrittweisen Deindustrialisierung zeigt.
Die Kritik von Herrenknecht und anderen Wirtschaftsführern ist ein klarer Weckruf an die deutsche Politik. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung ihre Strategien überdenkt und Maßnahmen ergreift, um den Industriestandort Deutschland zu stärken und den Mythos „Made in Germany“ zu bewahren. Die Zukunft des deutschen Wohlstands hängt davon ab.