Der Krieg in der Ukraine hält an und derzeit deutet nur wenig darauf hin, dass er kurzfristig wieder beendet werden könnte. Gleichzeitig taucht mit dem möglichen NATO-Beitritt von Schweden und Finnland ein neues Konfliktthema am Horizont auf. Noch vor wenigen Monaten war eine breite Mehrheit der Finnen und Schweden dafür, dass ihre Länder keinem Militärbündnis angehören.
In der Zwischenzeit hat man gesehen, wie es einem Land ergehen kann, dass nicht durch die Beistandsgarantien von Bündnispartnern abgesichert ist. Deshalb wundert es nicht, dass in beiden skandinavischen Ländern derzeit intensiv über die Frage nachgedacht wird, wie die eigene Sicherheitspolitik in den kommenden Jahren gestaltet werden soll.
In Finnland scheint eine Mehrheit im Parlament aber auch innerhalb der Bevölkerung einen Beitritt zur NATO zu favorisieren. Das Geschehen in der Ukraine seit dem 24. Februar ist dabei ein Grund, der das Umdenken bewirkt hat, nicht aber der einzige. Nur zu gut erinnern sich die Finnen noch an den sogenannten Winterkrieg. Er begann im Dezember 1939, als sich Josef Stalin den russischen Teil der Beute aus dem geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts sichern wollte.
Ein klassisches politisches Eigentor?
Eigentlich hätte es diesen Krieg gar nicht geben dürfen, denn Finnland hatte mit der Sowjetunion zuvor einen Nichtangriffspakt abgeschlossen. Dieser war aber am Ende das Papier ebenso nicht wert wie 1941 der Hitler-Stalin-Pakt oder heute die Zusagen, die Russland der Ukraine und ihrem Territorium im Jahr 1991 gegeben hatte, als die Ukraine zusagte, die auf ihrem Territorium stationierten sowjetischen Atomraketen verschrotten zu wollen.
Ob die Ukraine im Februar angegriffen worden wäre oder bereits im Jahr 2014 die Krim verloren hätte, wenn sie noch in Besitz der alten sowjetischen Atomraketen gewesen wäre oder einem größeren Verteidigungsbündnis angehören würde, ist eine spannende allerdings auch vollkommen hypothetische Frage.
Trotzdem wird sie im Meinungsbildungsprozess, der jetzt in Schweden und Finnland stattfindet, ihren Niederschlag finden. Auch der im Kreml, wird man, wenn man ehrlich ist, sich eingestehen müssen, dass man mit dem Angriff vom 24. Februar selbst jene Geister, einer an Russlands Grenzen näher heranrückenden NATO, gerufen hat, die man eigentlich durch die eigene „Spezialoperation“ dauerhaft bannen wollte.