Die Berichterstattung in Deutschlands großen Medien zur Corona-Krise wird immer abenteuerlicher. Jetzt hat die „Bild“ – Deutschland wohl noch immer am stärksten beachtetes Boulevard-Blatt – nachgelegt. Sie wirft zum einen der Kanzlerin Merkel vor, diese habe den „Impfstoff-Kauf“ ausgebremst – im Sommer, als die EU durchaus den Impfstoff von BioNTech / Pfizer gegen das Corona-Virus in größeren Mengen hätte vorbestelle können.
Zudem erhält die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen eine Watschn. Die „Bild“-Zeitung beschreibt den Start der Impfkampagne als Fehlstart. Zum einen sind die Verteilungskriterien und damit die Auswahl der zu Impfenden offensichtlich misslungen, so andere Medien. Denn Viele wissen nicht, ob und wann sie geimpft werden sollen oder können.
Zum anderen gibt es den beschriebenen Mangel an Impfstoffen. Die Öffentlich-Rechtlichen jedoch haben nach Auffassung der „Bild“-Zeitung in erster Linie darüber berichtet, dass die Regierung im Sommer 2020 nicht gewusst habe, wer das „Rennen“ machen wird und im europäischen Rahmen auf eine größere Anzahl an Herstellern gesetzt. Unter anderen Anne Will ging einem entsprechenden Twitter-Bericht mit einem Klatsch-Symbol hinterher.
Der ZDF-Korrespondent in Brüssel, Stefan Leifert, hat dem Bericht nach am 1. Januar „vorgelesen“, mit welchen zwei Punkten die EU auf die Kritik geantwortet hatte. Kurz darauf habe Leifert zehn Beiträge auf Twitter verfasst, in denen er die Argumente der EU einfach übernommen habe. Dazu zählt: „Der Flaschenhals ist nicht die niedrige Bestellmenge, sondern die niedrige Produktionskapazität der Hersteller“.
Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich über so viel Schützenhilfe offenbar gefreut. Alle Beiträge von Leifert habe er auf seiner Seite gleich geteilt. Auch Armin Laschet, Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, habe, so die Bild, die „Fakten“ des ZDF-Journalisten bejubelt. Erstaunlich, mit welchem Ethos die Öffentlich-Rechtlichen sich offenbar als Regierungssprecher verstehen, so Kritiker.