Die EU ist derzeit in die Bredouille geraten. Dem Staatenbund wird vorgeworfen, zu wenig für die Bestellung von Impfstoffdosen getan zu haben. Großbritannien oder die USA seien deutlich schneller gewesen, während die EU-Bürokratie diesbezüglich lahme. Nun hat Ursula von der Leyen BioNTech für das zweite Quartal 2021 noch einmal die Lieferung über 75 Millionen Impfstoffdosen abgerungen. Die Firma AstraZeneca wiederum hat zugesichert, im März 9 Millionen Dosen zu den bis dato zugesicherten (als Mangellieferung zugesicherten) 31 Millionen Dosen zu liefern.
Die EU beruft sich bei der Vorgehensweisen nicht auf die Kosten, wie Peter Altmaier unlängst in einer Talkrunde betonte. Unter anderem kommt es auch darauf an, „solidarisch“ zu bestellen, sozusagen solidarisch mit der Welt. Ein interessanter Aspekt.
Die falsche Solidarität
Diese Solidarität ist, so meinen Kritiker wirtschaftlich betrachtet nicht nachzuvollziehen. Denn die EU habe damit gerade verhindert, dass die Industrie in den Aufbau von hinreichenden Produktionskapazitäten investiert hätte. Hätte etwa die EU im Frühjahr 2020 signalisiert, den Bedarf – auch gegen Vorkasse – nun anzumelden, würden marktwirtschaftliche Unternehmen entsprechend investiert haben.
So sind die Produktionskapazitäten selbst unzureichend ausgebaut worden, um die erwartbare Nachfrage zu decken. Auf der anderen Seite jedoch würden nun Überlegungen laut, wonach die Pharmaindustrie wo möglich zwangsverpflichtet werden könne, in der Produktion mit zu helfen.
In den kommenden Wochen werden die Impfstoffdosen wie beschrieben zwar erhöht, dies jedoch dürfte für eine weitreichende Durchimpfung bei weitem nicht reichen. Die Herdenimmunität gilt dann als gesichert, wenn 60 oder besser 70 % geimpft seien, hieß es stets. Dies wären in der EU insgesamt annähernd 600 Millionen Impfstoffdosen, die bis zum Ende des zweiten Quartals mit hoher Sicherheit insgesamt nicht geliefert, geschweige denn verimpft sein werden.