Menschen, die an der Küste leben, haben ein gutes Gespür für die Gefahren, die eine Sturmflut mit sich bringen kann. Die Gefährlichkeit von Lawinen kennen sie im Gegenzug meist nicht aus eigener Erfahrung, sondern nur vom Hörensagen. Bei den Bergbewohnern ist es andersherum und alle anderen, die auf dem flachen Land oder in einer beschaulichen Mittelgebirgslandschaft leben, sind weder auf die eine noch auf die andere Gefahr wirklich vorbereitet.
Mit Blick auf die aktuelle Geldpolitik der Notenbanken dürften die meisten Deutschen, auch wenn sie hoch in den Bergen oder direkt hinter dem Deich wohnen, eher zu den unbedarften Flachländern gehören, denn nur die wenigsten haben ihre Finanzen in den letzten Jahren auf die große Geldflut der Notenbanken eingestellt.
Seit den Tagen von Alan Greenspan wird jede neu aufkommende Krise von der US-Notenbank mit noch mehr Geld bekämpft und seit der Finanzkrise sind auch die letzten Hemmungen gefallen. In der Eurozone hat sich beispielsweise die Wirtschaft in dieser Zeit nur verhalten entwickelt. Das Wachstum war schwach. Die Geldmenge M1 wurde von der Europäischen Zentralbank allerdings verdreifacht.
Ob diese massive Anhebung der Geldmenge notwendig und sinnvoll war, darüber dürfen die Gelehrten gerne streiten. Dem normalen Bürger bringen diese Diskussionen allerdings nichts. Er muss mit der Flut leben, ob er will oder nicht. Will man von ihr profitieren oder zumindest seinen Status Quo wahren, muss man etwas besitzen, das prinzipiell teurer werden kann.
Die Geldflut hebt alle Boote, dumm nur, dass das Sparbuch kein Boot ist
Sparbücher, Bausparverträge und Lebensversicherungen sind das nicht. Immobilien, Aktien, Gold, Diamanten und auch Kunstwerke besitzen hingegen das Potential, in Zukunft zu höheren Preisen gehandelt zu werden. Ob diese Entwicklung einsetzt und wenn ja, in welcher Stärke, steht auf einem anderen Blatt. Aber prinzipiell stellen diese Vermögenswerte ein Boot dar, das mit der Geldflut der Notenbanken steigen kann.
Die verblüffendste Entwicklung der Kapitalmärkte in den vergangenen zehn Jahren war, dass nahezu alles im Preis deutlich stieg und irgendwie in einer Blase zu sein scheint. Der Hintergrund ist nicht so sehr eine neue wissenschaftliche Entdeckung, die auch die wirtschaftliche Entwicklung treibt, wie im letzten Jahrhundert das Auto oder der Computer.
Es steht auch keine neue Sammelleidenschaft hinter dieser Entwicklung. Wäre es anders, würden Gemälde von Rembrandt vielleicht stark im Preis steigen, Diamanten und Rohstoffe allerdings nicht. In unseren Tagen steigt allerdings alles. Der Milchpreis im Supermarkt, die Aktie an der Börse und das Haus um die Ecke, das vor wenigen Tagen zu einem neuen Rekordpreis seinen Besitzer gewechselt hat.
Wer dieses Spiel nicht versteht, weil die Geldflut ignoriert wird und stattdessen lieber der Illusion gehuldigt wird, dass ein Euro immer noch ein Euro sei, der hat gute Chancen, in der Geldflut der Notenbanken finanziell unterzugehen.