Wieder einmal vollzieht sich eine Zinswende in den USA, doch sie vollzieht sich deutlich schneller als in früheren Jahren. In der vergangenen Dekade hat sich die US-Notenbank einmal im Jahr 2013 dazu entschlossen, ihre lockere Geldpolitik aufzugeben und die Zügel zu straffen. Eilig hatte sie es dabei nicht.
Schon ein halbes Jahr bevor die Anleihenkäufe zurückgefahren wurden, hatte man dem Markt die Schritte angekündigt. Als das sogenannte Tapering begann, dauerte es anschließend ein ganzes Jahr, bis die monatlichen Wertpapierkäufe von 80 Milliarden US-Dollar komplett zurückgefahren wurden. Anschließend vergingen weitere drei Jahre, ehe die Zinsen in den USA zum ersten Mal angehoben wurden.
So viel Zeit will sich die Federal Reserve Bank jetzt nicht nehmen. Ihr droht, die Inflation aus dem Ruder zu laufen. Deshalb wird nun kräftig gebremst. Das monatliche Niveau der Wertpapierkäufe muss zunächst von 120 Milliarden US-Dollar auf Null zurückgeführt werden. Dazu will sich die Zentralbank aber nur fünf Monate Zeit nehmen.
Zinsen in der Diskussion Die realen Anleihenrenditen stiegen
Anschließend werden auch keine drei Jahre vergehen, bis die Zinsen zum ersten Mal angehoben werden, sondern nur wenige Wochen. Bis Ende 2022 sind dem Markt bereits drei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozent avisiert worden. Klar ist auch, dass der Zinserhöhungszyklus im nächsten Jahr weitergehen wird.
Was zwischen 2013 und 2018 in Zeitlupe abzulaufen schien, vollzieht sich derzeit quasi im Zeitraffer. Die Anleger an den Aktienmärkten hat dies allerdings noch nicht aufgeschreckt. Hier steigt der Markt noch bzw. versucht sich an neuen Hochs. Ganz anders die Reaktion an den Rentenmärkten. Zu beobachten ist bereits ein Abflachen der Zinskurve während gleichzeitig die realen Renditen steigen.
Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Rentenmarkt mit einer deutlich strafferen Geldpolitik rechnet unabhängig davon, was mit der Wirtschaft geschieht. Aktuell vollzieht sich nicht nur eine Art Paradigmenwechsel, sondern die Anleger an den Rentenmärkten reagieren auch wesentlich schneller als jene an den Aktienmärkten.
Sollten Erstere mit ihrer Einschätzung richtig liegen, könnte es für die Aktienbörsen in den kommenden Monaten ungemütlich werden.