Liest man diese Zahl, bekommt man auf den ersten Blick den Eindruck, die hohe Inflation hat ihre Opfer gefunden und Deutschland ist pleite. Denn wie das Statistische Bundesamt Destatis am Mittwoch mitteilte, stieg die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Jahr 2020 um 90,7 Prozent an.
Der Eindruck trügt jedoch, denn den Hauptgrund für den starken Anstieg der Insolvenzen bei den Verbrauchern stellt eine Gesetzesnovelle dar. Sie war zum 1. Oktober 2020 in Kraft getreten und ermöglicht den Betroffenen eine schrittweise Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre. Viele Betroffene hatte diese Neuregelung erwartet und ihren Insolvenzantrag deshalb zurückgehalten.
Damit sind die Zahlen der einzelnen Jahre nur bedingt miteinander vergleichbar, denn viele Insolvenzen hätten eigentlich schon 2020 angemeldet werden müssen. Ein Vergleich der Zahlen des Vorjahrs mit dem Jahr 2019 belegt dies, denn im Vergleich zu 2019 erhöhte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in 2021 nur um 27,1 Prozent und macht damit deutlich, wie stark verzerrt das Jahr 2020 war.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt vom Januar zum Februar 2022 um 4,2 Prozent
Verzerrt sind auch die Zahlen zu den Firmenpleiten. Während der Corona-Pandemie waren die gesetzlichen Regelungen bis Ende April 2021 zeitweilig ausgesetzt. Zusätzlich erhielten viele Firmen staatliche Wirtschaftshilfen. Dies führte dazu, dass die Zahl der Konkurse mit 13.993 beantragten Unternehmensinsolvenzen um 11,7 Prozent niedriger lag als im Jahr 2020.
Damit war die Zahl der Firmenzusammenbrüche auch im zweiten Corona-Jahr rückläufig und erreichte den niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Für das laufende Jahr liegen inzwischen die Daten für die ersten beiden Monate vor. Sie lassen einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen erkennen, denn vom Januar zum Februar stieg die Zahl der Firmenpleiten um 4,2 Prozent an.
Gestiegen ist auch die Höhe der Forderungen der Gläubiger. Lag sie im Jahr 2020 noch bei rund 44,1 Milliarden Euro stieg dieser Wert im vergangenen Jahr auf 48,3 Milliarden Euro an. Dies deutet darauf hin, dass trotz rückläufiger Konkurszahlen, die Größe der betroffenen Unternehmen zugenommen hat.