Mit harten Sanktionen haben die USA lange Zeit in Venezuela versucht, einen Machtwechsel zu unterstützen. Bislang vergeblich. In diesen Tagen fragen sie sogar in Caracas an, ob das Land mehr Öl in die Vereinigten Staaten exportieren könnte. So groß war ihre Verzweiflung, weil US-Präsident Joe Biden sich offenbar verkalkuliert hat.
Zuvor hatte der US-Präsident verkündet, dass sich die USA dem Boykott russischen Öls anschließen werden, um Wladimir Putin keine weiteren Einnahmen aus dem Verkauf russischen Öls in die USA zu ermöglichen. Gelingen kann das Vorhaben nur, wenn andere Länder die wegfallenden Lieferungen aus Russland kompensieren.
Gedacht hatten die Amerikaner dabei an die Staaten am Golf, insbesondere an Saudi-Arabien. Gerade jenes Land hatte der US-Präsident zu Beginn seiner Amtszeit jedoch als „Paria-Staat“ bezeichnet und damit recht undiplomatisch vor den Kopf gestoßen. Nun werden ausgerechnet die Saudis gebraucht, um dem US-Präsidenten aus der Klemme zu helfen.
Große Lust verspüren diese dazu allerdings nicht. Denn sowohl Saudi-Arabien wie auch die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich gegen eine kurzfristige Erhöhung ihrer Ölproduktion ausgesprochen. In den letzten Tagen soll in Riad nicht einmal jemand bereit gewesen sein, einen Anruf des US-Präsidenten entgegenzunehmen.
Die Saudis haben ihre eigenen Interessen und immer noch ein gutes Verhältnis zu Donald Trump
Für Joe Biden wird es daher eng und das gleich im doppelten Sinn, denn ihm fehlt nun das Öl, sowohl das russische, das er nicht will, wie auch das saudische, das er gerne hätte, aber derzeit nicht bekommt. Den Zugang zum eigenen Schieferöl, das zumindest einen Teil der Lücke schließen könnte, hat er sich selbst verbaut, weil die Genehmigungen für Schieferölbohrungen in den USA seit seinem Amtsantritt immer schwieriger zu bekommen sind.
Eng wird es auch politisch, denn bei Preisanstiegen an den Zapfsäulen pflegen die Amerikaner sehr empfindlich zu reagieren. Daraus erwächst innenpolitisch eine große Gefahr, denn im Herbst stehen die wichtigen Zwischenwahlen an. Donald Trump rüstet sich bereits für diese und er war bei den Saudis immer sehr beliebt und ist es auch jetzt noch.
So wundert es nicht, dass derzeit durchaus ernstzunehmende Stimmen aufkommen, die den Gedanken durchspielen, dass die Saudis gegen die Vereinigten Staaten ein unausgesprochenes Ölembargo verhängt haben, dass einem Regime-Change dienen könnte. Also weg von Joe Biden und seinen Demokraten hin zu den Republikanern und möglicherweise wieder Donald Trump.
In diesem Poker um Macht, Einfluss und sehr viel Geld würde durch von der amerikanischen Bevölkerung als zu hoch empfundene Spritpreise an den Zapfsäulen in einem ersten Schritt dafür gesorgt, dass Joe Biden die Zwischenwahlen verliert und danach zwei weitere, recht ungemütliche Amtsjahre mit einer republikanischen Dauerblockade vor sich hat.