Die Automobilwirtschaft und die Strom- und Energiewirtschaft stellen zwei der einflussreichsten Branchenverbände in Deutschland dar. Beim Thema Elektromobilität und ihren Konsequenzen stehen beide Verbände derzeit allerdings auf verschiedenen Seiten. Gemeinsam ist ihnen nur, dass beide Verbände momentan auf eine politische Weichenstellung dringen.
Die Lobby der Energiewirtschaft drängt auf die Einführung von Zwangspausen beim Beladen der Elektrofahrzeuge. Sie sollen zusammen mit den Wärmepumpen zeitweise vom Netz genommen werden können, wenn diesem eine Überlastung droht, weil zu viele Verbraucher gleichzeitig, ihre Fahrzeuge laden möchten.
Die Automobillobbyisten möchten diese Stromsperren verhindern, denn sie fürchten, dass derartige Maßnahmen potentielle Käufer davon abhalten könnten, ein Fahrzeug mit reinem Elektroantrieb zu bestellen. Sie fordern stattdessen einen stärkeren und deutlich schnelleren Ausbau des Stromnetzes.
Politischer Stillstand seit drei Jahren
Nun wäre es die Aufgabe des Bundeswirtschaftsministeriums die Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre vorzugeben und die verschiedenen Interessen durch einen Kompromiss zumindest teilweise zu einem Ausgleich zu bringen. Vor der Bundestagswahl wird in dieser Richtung allerdings nichts mehr geschehen.
Die Bundesregierung verschiebt die endgültige Entscheidung auf die Zeit nach der Wahl und verweist zur Begründung auf die neuen Klimaschutzvorgaben der EU. Sie dürften in der kommenden Woche erneut verschärft werden, was einen erheblich schnelleren Umbau der Energieversorgung erfordern wird.
Deutliche Kritik an der zögerlichen Haltung des von Minister Peter Altmaier geführten Bundeswirtschaftsministeriums übte der Vizefraktionschef der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer. Er forderte die Einführung variabler Stromtarife, die dazu führen, dass mehr Fahrzeuge nachts geladen werden und zeigte sich verwundert darüber, dass sich ausgerechnet ein Wirtschaftsminister der CDU einem Marktpreismodell verweigert.