Nicht erst seitdem Russland am 24. Februar seinen Angriff auf die Ukraine gestartet hat, steuert die deutsche Wirtschaft durch schwieriges Fahrwasser. Schon in den Jahren zuvor war die Situation nicht leicht, denn erst mussten die Auswirkungen der Pandemie überwunden werden und nach ihrem Ende die anhaltenden Störungen bei den Lieferketten.
Wie sich die einzelnen Faktoren in den kommenden Monaten auswirken werden, und welche Folgen die zum Teil gegenläufigen konjunkturellen Strömungen am Ende haben werden, haben verschiedene Institute, darunter das Münchener Ifo Institut, in einer Gemeinschaftsdiagnose untersucht.
Die unangenehmste Erkenntnis der neuerlichen Störungen ist, dass die deutsche Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 erst wieder im dritten Quartal des laufenden Jahres erreichen wird. Für 2022 erwarten die Institute nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,7 Prozent. Für das kommende Jahr wird eine größere Steigerung von 3,1 Prozent erwartet.
Der Krieg in der Ukraine dämpft Erholung
Nachdem die Corona-Pandemie nun endlich abflaut, wäre eigentlich eine kräftige wirtschaftliche Erholung zu erwarten. Sie dürfte vor allem die kontaktintensiven Dienstleistungsbereiche betreffen. Auch in der Warenproduktion ist die Nachfrage immer noch sehr hoch. Allerdings kommt das Angebot aufgrund der immer noch anhaltenden Lieferengpässe nicht mit.
Die Folge ist ein starker Preisdruck, der in allen Teilen des wirtschaftlichen Lebens sehr deutlich zu spüren ist. Eigentlich wäre die Basis für einen selbsttragenden Aufschwung gelegt, doch der Krieg in der Ukraine und die durch ihn deutlich gestiegene Verunsicherung werden einen bremsenden Einfluss entfachen.
Auch die hohen Preise wirken sich aus, denn weil Industrie und Verbraucher einen höheren Teil ihrer Einnahmen für die Bezahlung ihrer Energierechnungen aufwenden müssen, fließt Kaufkraft tendenziell ins Ausland ab. Sie schwächt zwangsläufig die Nachfrage im Inland.