Ist der starke Anstieg der Inflationsraten, den wir in den vergangenen Monaten gesehen haben nur temporärer Natur oder ist die Inflation gekommen, um zu bleiben? Die Meinungen über diese Frage gehen sehr weit auseinander. Zunächst waren die Notenbanken überzeugt, dass die Inflation kein dauerhaftes Thema sein wird.
Inzwischen ist man vorsichtiger geworden und führende Notenbanker haben erkennen lassen, dass uns das leidige Thema doch länger beschäftigen könnte als zunächst angenommen. Auch dieser Schwenk wird von einigen Kommentatoren kritisch gesehen, denn er erfolgt zu einer Zeit, in der die Inflationsraten bereits einen leichten Rückgang ankündigen.
Sind die Notenbanken also wieder einmal viel zu spät dran? Es hat ein wenig den Eindruck, doch dieser trügt, denn Inflation oder Preisstabilität sind keine Phänomene, die sich anhand eines einzelnen Monat oder einer einzigen Statistik angemessen beobachten lassen. Hier gilt eher das Motto: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Mit erheblichen Schwankungen ist zu rechnen
Zum ersten Januar werden die Basiseffekte, die in diesem Jahr einen stärkeren Anstieg der Inflationsrate bedingten, wegfallen und damit ein wenig Dramatik aus dem Geschehen nehmen. Zeigen dürfte sich dies aber nicht sofort, denn Anfang Januar werden erst die Inflationsraten vom Dezember gemeldet, sodass dieser Effekt frühestens ab Anfang Februar spürbar werden sollte.
Auch ist nicht zu erwarten, dass sich die starken Anstieg, welche die Energiepreise in diesem Jahr vollzogen haben, sich im neuen Jahr in gleicher Weise fortsetzen werden. Auch hier wirkt der Basiseffekt sich günstig auf die Inflationsraten aus, denn selbst wenn sich Öl und Gas nominal ähnlich stark verteuern würden wie in diesem Jahr, so wäre der prozentuale Anstieg in 2022 dennoch deutlich geringer als in 2021.
Druck auf die Inflationsraten könnte jedoch von einer Seite her aufkommen, die viele derzeit nicht auf ihrem Radar haben: die Preise für Industriemetalle, wie Kupfer oder Zink. Sie sind in den letzten Wochen wieder deutlich zurückgekommen. Dies auch deshalb, weil sich die Nachfrage abgeschwächt hat.
Gleichzeitig wurde aber auch der verfügbare Lagerbestand gerade beim Kupfer stark reduziert. Sollte sich die Kupfernachfrage in 2022 wieder erhöhen, so wird diese auf ein knappes Angebot treffen, das nicht schnell erhöht werden kann. Stark anziehende Kupferpreise können vor diesem Hintergrund nicht überraschen, was mit Blick auf die Inflationsfrage nichts anderes bedeuten kann, als dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.