Auf der Veranstaltung „Energiewende – aber sicher“, die am 7. Juli in Berlin stattfand, hat der Chef des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Gabriel Felbermayr, mit einer sehr pessimistischen Prognose zur weiteren Entwicklung der Inflation aufhorchen lassen. Wie das „Neue Volksblatt“ aus Linz an der Donau berichtete, rechnet der Institutsleiter mit einem weiteren Anstieg der Inflation.
Alles hängt wieder einmal am Gas. Aber auch wenn das russische Gas weiterhin fließt, rechnet Gabriel Felbermayr mit einem Anstieg der Teuerung auf neun Prozent bis zum Ende des Jahres. Muss Westeuropa im Winter ohne russisches Gas auskommen, droht sogar eine Verdopplung der Inflation auf 18 Prozent.
In diesem Fall ist mit „kriegswirtschaftlichen Zuständen“ zu rechnen. Eine solche Entwicklung droht auch die vorerst noch intakte Entwicklung der Konjunktur abzuwürgen. Der WIFO-Chef sieht dabei nicht nur schwierige Zeiten auf die Menschen zukommen, sondern erkennt ein „gewaltiges soziales Konfliktpotenzial“, das sich hinter diesem Szenario verberge.
Preisobergrenzen verschärfen nur das Problem
Die an eine Kriegswirtschaft erinnernden Zustände würden dann dafür sorgen, dass vieles „nicht mehr nach marktwirtschaftlichen Regeln über die Bühne gehen“ wird. Es werde zu einem Anstieg der Kurzarbeit kommen und obwohl trotz Einmalzahlungen könnten die Menschen „merken, dass ihnen zur Monatsmitte das Geld ausgeht“.
Eine ähnlich pessimistische Ansicht vertrat der ehemalige EU-Kommissar und Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Günther Oettinger. Er rechnet mit einem „Gaspreis, der sich gewaschen hat“, weil Russland vor dem Beginn des Winters verhindern werde, dass die Gasspeicher ausreichend gefüllt werden können.
Auch Österreichs Europaministerin Karoline Edtstadler sieht einen harten Winter auf die Bevölkerung zukommen, der das während der Corona-Pandemie Erlebte nochmals in den Schatten stellen und zu einem Wohlstandsverlust führen werde.
Der Forderung nach einem Preisdeckel für den Strompreis erteilte Verbund-Chef Michael Strugl eine Absage. Er verwies auf die Beispiele Portugal und Spanien. Dort liefen im Anschluss an den Preisdeckel die Gaskraftwerke Tag und Nacht, wodurch der Gasmangel noch einmal verschärft wurde.