Wer die Schule verlässt und eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, der sollte eigentlich am Beginn einer perspektivisch großartigen Zeit stehen, denn es tun sich Türen auf und ergeben sich Chancen, die den bisherigen Kindern und Jugendlichen in früheren Jahren noch verschlossen waren.
Die Wirklichkeit der aktuellen Jugend ist allerdings eine vollkommen andere. Sie hat an vielen Stellen das Gefühl, von einer Krise in die nächste zu schlittern. Als man noch ein Kind war, stand 2008/2009 in der Finanzkrise das Finanzsystem kurz vor dem Zusammenbruch. Nun an der Schwelle zum Eintritt ins Erwachsenenalter beherrscht die Corona-Pandemie die Schlagzeilen.
Eingesperrt in die eigenen vier Wände kommt die Welt so schnell zum Erliegen. Zumal über allem noch die Klimakrise als die Mutter aller Katastrophen steht. In dieser Altersgruppe scheint die Frage deshalb nicht mehr zu sein, ob die Welt untergeht, sondern nur noch wann das Unvermeidliche geschehen wird.
Das Risiko verliert seinen Schrecken
Bis dahin will man allerdings noch mitverdienen, insbesondere an der Börse. Das große Vorbild sind dabei Zocker wie Jordan Belfort, dessen Leben als „Wolf of Wall Street“ mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle verfilmt wurde. So wundert es nicht, dass ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereits Aktien besitzt und in Kryptowährungen investiert ist.
Wer wie einzelne Millennials es ausdrücken „nicht mit 50 unter der Brücke schlafen will“, der muss sein Glück an der Börse versuchen. Die Zeit drängt dabei, sodass klassische Anlageformen, die darauf ausgelegt sind, im Lauf der Zeit kontinuierlich ein Vermögen aufzubauen, kaum in Frage kommen.
Gesucht wird der schnelle Reichtum, der günstige Einstieg in den Bitcoin oder die eine Superaktie, die innerhalb weniger Tage einen Kursprung von mehr als 1.000 Prozent verspricht. Im Vergleich zu früheren Generationen ist die heutige Jugend gerade in Finanzfragen ausgesprochen gut informiert.
Die innere Unruhe und das Gefühl, trotz des jungen Alters keine Zeit mehr zu haben, kann allerdings leicht zur Basis für ein späteres Scheitern werden, denn Ratschläge von alten Hasen werden leicht überhört und bei der Fixierung auf den ganz schnellen Reichtum werden andere Chancen, die der Kapitalmarkt bietet, unter Umständen leicht übersehen.