Die Kupferminen in den chilenischen Anden sind für den weltweiten Nachschub an Kupfer und damit auch für den Preis des roten Metalls von entscheidender Bedeutung. Hier droht nicht nur Ungemach, weil Ende des letzten Jahres ein Sozialist neuer Präsident geworden ist, welcher der Bergbaubranche sehr reserviert gegenübersteht.
Unter dem neuen Präsidenten Gabriel Boric drohen den Kupferbergbau in Chile nicht nur höhere Steuern, sondern mancher Mine auch das vorzeitige Ende ihrer Produktion. Geschuldet ist dies aber nicht allein der Finanzpolitik des neuen Präsidenten, sondern einem Problem, das wesentlich grundsätzlicherer Natur ist: der Frage nach der Vereinbarkeit von Bergbau und Naturschutz.
Wenn Rohstoffe gefördert werden sollen, sind nicht nur erhebliche Eingriffe in die Natur die Konsequenz. Oftmals muss auch die harte Frage beantwortet werden, welcher Aspekt den höheren Stellenwert genießt, die Gewinnung des Rohstoffs und die Erzielung von Einkommen und Gewinnen oder die Erhaltung der Natur.
Naturschutz oder Klimaschutz? Wem gebührt der Vorrang?
In Chile stellt sich diese Frage für zahlreiche Kupfer- und Goldminen derzeit besonders hart. Unter Druck geraten die Betreiber dieser Lagerstätten gleich von mehreren Seiten: Die Kupferanteile im Erz sind schon seit Jahren rückläufig. Die Steuern drohen, erhöht zu werden und das zur Aufbereitung des Kupfers oder Goldes notwendige Grundwasser steht nicht mehr zur Verfügung.
Kommen zwei oder gleich alle drei Belastungen zusammen, ist schnell Schicht im Schacht. So geschehen im vergangenen Juli, als Chiles größter Kupferproduzent Codelco ein insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar schweres Bergbauprojekt in seiner Salvador Division bis auf Weiteres suspendierte und auf Eis legte, weil klar wurde, dass es einen irreparablen Umweltschaden hervorrufen würde.
Ein Einzelfall in der Branche war und ist Codelco nicht, denn auch Kinross Gold sah sich gezwungen, seine Maricunga Goldmine in Chile zu schließen, nachdem die Behörden ihr den Zugang zum Grundwasser entzogen hatten. Eine Aufbereitung der Erze zu Doré-Barren und Konzentraten war damit nicht mehr möglich.
Da der Klimawandel auch die Versteppung und Austrocknung weiter Landstriche fördert, ist nicht nur das Kupfer ein sehr entscheidender Rohstoff für die Zukunft. Das Wasser ist es auch. Stehen beide schützenswerten Aspekte im Widerspruch zu einander und wird die Entscheidung zugunsten des Wassers getroffen, kann es leicht sein, dass der berechtigte Naturschutz dem ebenfalls berechtigten Schutz des Klimas am Ende den Stecker zieht, weil das benötigte Kupfer nicht gefördert werden kann.