Sich sehenden Auges in den eigenen Untergang zu stürzen, hat in Japan eine gewisse Tradition. Sie könnte in den kommenden Monaten und Jahren auch von der Bank of Japan gepflegt werden, denn diese hat am vergangenen Freitag zunächst entschieden, ihren geldpolitischen Kurs beibehalten zu wollen.
Was zunächst harmlos klingt, ist es aber nicht, denn mit dieser Aussage meint die japanische Notenbank, dass sie das seit 2016 praktizierte Mittel der Kontrolle der Zinskurve (Yield Curve Control) beibehalten möchte. Um diese Kontrolle zu gewährleisten, wird dem Markt regelmäßig ein Zinssatz signalisiert, den die Bank of Japan gerne erreichen möchte.
Bisher hat allein diese Ankündigung dazu geführt, dass der Finanzmarkt im vorauseilenden Gehorsam dieses Zinsniveau auch abgebildet hat. Aktuell liegt der Wunschzinssatz der Notenbank bei 0,25 Prozent und dort soll er nach der Entscheidung der Vorwoche auch bleiben.
Sollte die Bank of Japan die Zinskurvenkontrolle verlieren, droht ein Beben an den Finanzmärkten
Die spannende Frage ist nun, ob der Markt weiter mitspielt oder sich ein Kampf zwischen den Marktteilnehmern und der Bank of Japan abzuzeichnen beginnt. Um keine falschen Hoffnungen aufkommen zu lassen, hat die japanische Zentralbank in der vergangenen Woche erklärt, dass sie bereit sei, in unbegrenztem Ausmaß Staatsanleihen zu kaufen, um die Kontrolle über die Zinskurve auch weiterhin in ihren Händen zu halten.
Der Devisenmarkt hat auf diese starre Haltung der Bank of Japan bereits reagiert und den Yen in einen Sturzflug übergehen lassen. Gegenüber dem US-Dollar erreichte die japanische Währung ein 25-Jahrestief. Der gesenkte Daumen des Devisenmarkts macht das Leben für die Japaner teurer, denn durch den schwachen Yen wird die hohe Inflation des Auslands zwangsläufig nach Japan importiert.
Der Versuch, an der eigenen Geldpolitik ohne Abstriche festzuhalten, könnte auch an anderer Stelle für die Bank of Japan sehr teuer werden, denn sie musste in der vergangenen Woche so viele japanische Staatsanleihen aufkaufen wie nie zu vor. Den Ausgang dieses Experiments dürfte der Finanzmarkt deshalb mit besonders großer Spannung erwarten.