In Zusammenarbeit mit dem russischen Autobauer Gaz unterhielt Volkswagen in Nischni Nowgorod ein Montagwerk. Dieses wird nun aufgegeben, denn VW zieht sich aus Russland zurück. Den betroffenen Arbeitnehmern, rund 200 an der Zahl, wurde eine Abfindung in Aussicht gestellt, wenn sie selbst kündigen.
Miteigentümer des russischen Kooperationspartners Gaz ist Oleg Deripaska. Der Oligarch unterhält gute Verbindungen zu Kreml und zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Firmen, die mehrheitlich ihm gehören oder mit ihm in Zusammenhang stehen, standen deshalb recht schnell nach dem 24. Februar auf den westlichen Sanktionslisten.
Für das gemeinsame Werk von VW und Gaz in Nischni Nowgorod gab es zu nächst eine Ausnahmeregelung. Sie war befristet und gestattete den Weiterbetrieb. Nun ist diese Sonderregelung ausgelaufen und nicht weiter verlängert worden. Volkswagen sieht sich deshalb gezwungen, das Werk in Russland aufzugeben.
Abfindung, wenn die Mitarbeiter selbst kündigen
Zum Ende der vergangenen Woche berichtete die russische Tageszeitung „Kommersant“, Volkswagen habe allen Mitarbeitern, die ihren Vertrag bis zum 17. Juni kündigen, sechs Monatsgehälter als Abfindung versprochen. Arbeiter, die bis zum 29. Juni kündigen, erhalten noch fünf Monatsgehälter als Abfindung.
Der Schritt wurde notwendig, weil seit dem 25. Mai US-Sanktionen gegen Gaz in Kraft sind. In der Fabrik in Nischni Nowgorod waren zu sowjetischen Zeiten die bekannten Wolga-Limousinen gefertigt worden. In den letzten Jahren hatten die beiden Partner hier eine sogenannte CKD-Produktion aufgezogen.
Diese stellt keinen kompletten Fahrzeugbau dar, sondern es werden fertige Bauteile und Systeme angeliefert und zu Autos montiert. VW ließ bis Kriegsbeginn Modelle seiner Kernmarke sowie der Tochter Skoda für den russischen Markt hier fertigen. Nun gibt es für diese Form der Zusammenarbeit jedoch keine Perspektive mehr. Deshalb ist die Trennung von den russischen Mitarbeitern die logische Konsequenz der jüngsten politischen Entwicklung.