Im vergangenen Oktober haben sich die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen und Schwellenländer auf eine globale Mindestbesteuerung geeinigt. Welche Auswirkungen sie für Deutschland hat, untersuchte ein Autorenteam des Ifo Instituts in München im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen.
Geplant ist eine Mindestbesteuerung in Höhe von 15 Prozent. Sie wird Deutschland zusätzliche Steuereinnahmen bringen. „In welchem Umfang das geschieht, hängt allerdings stark von der Reaktion der Niedrigsteuerländer ab“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest, der einer der Autoren der neuen Untersuchung ist.
Sofern die Niedrigsteuerländer ihre aktuelle Steuerpolitik nicht ändern, könnten auf Deutschland zusätzliche Steuereinnahmen von bis zu 6,2 Milliarden Euro pro Jahr zukommen. Das wäre für Bundesfinanzminister Christian Linder das beste Szenario, denn es generiert die höchsten Mehreinnahmen für den deutschen Staat.
Die Einnahmen für den deutschen Finanzminister schrumpfen auf 1,6 Milliarden Euro, wenn die Niedrigsteuerländer ihre Steuerpolitik ändern
„Wenn die Niedrigsteuerländer diese Gewinne allerdings selbst der Mindeststeuer unterwerfen, beschränken sich die Steuermehreinnahmen für Deutschland auf Effekte verringerter Gewinnverlagerung und betragen 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Niedrigsteuerländer könnten ihrerseits die Steuern erhöhen, oder selbst den Unterschied zur Mindestbelastung in Höhe von 15 Prozent als zusätzliche Steuer erheben“, berichtet Ifo-Forscher Florian Neumeier.
Auch in diesem Fall würde zwar das Ziel erreicht werden, besonders krasse Fälle von Steuervermeidung international zurückzudrängen. Die zusätzlichen Steuereinnahmen würden allerdings in einem erheblichen Umfang den Niedrigsteuerländern zugute kommen.
Erhoben hat das Ifo Institut seine Schätzungen auf der Basis von länderbezogenen Berichten für sämtliche in Deutschland aktive multinationale Großkonzerne. Von den untersuchten 3.613 multinationalen Konzernen haben 434 ihren Hauptsitz in Deutschland. Untersucht wurde dabei der Zeitraum der Jahre 2016 bis 2019.