Nicht nur das Corona-Virus und die massiven Einschränkungen, welche die Politik seit dem Beginn der Pandemie verfügt, belasten gegenwärtig die Fluggesellschaften. Auch der anhaltende Konkurrenzdruck ist ein bleibendes Problem. Auf ihn reagiert die Branche in einer Weise, die man zunächst vielleicht nicht erwartet hätte: Sie erhöht ihre Kapazitäten.
Im Flugverkehr kann man die eigene Kapazität grundsätzlich auf zwei Arten erhöhen. Die erste besteht darin, mehr Flugzeuge zu beschaffen und diese möglichst oft starten zu lassen. Wesentlich preiswerter ist der zweite Weg. Er besteht darin, andere Flugzeugtypen zu beschaffen. Bislang standen dabei vor allem Maschinen im Fokus, die geringere Treibstoff- und Wartungskosten als ihre Vorgängermodelle aufweisen.
Da diese Vorteile weitgehend ausgeschöpft sind, konzentriert sich die Branche nun auf eine leicht veränderte Modellpolitik. Es werden zwar weiterhin die im Unterhalt recht günstigen Flugzeugtypen geordert. Allerdings bestellen immer mehr Airlines längere Maschinen einer Baureihe.
Jeder Meter zählt
In der Anschaffung und im Unterhalt sind die um vier bis sieben Meter längeren Versionen nicht wesentlich teurer. Sie ermöglichen allerdings, je nach Ausführung die Aufstellung von zusätzlichen Sitzreihen. Durch sie können pro Flug bei fast gleichen Kosten deutlich mehr Passagiere befördert werden, was unter dem Strich zu höheren Gesamteinnahmen führt.
Der ungarische Billigflieger Wizz Air kauft beispielsweise keine weiteren Maschinen seines Standardflugzeugs A320, sondern ordert bei Airbus die sieben Meter längere A321. Das bringt pro Flugzeug eine zusätzliche Kapazität von 50 Sitzen. Easyjet und die Lufthansa-Tochter Eurowings rücken dagegen stärker von der A319 ab und setzen auf die A320. Im Vergleich zur vier Meter kürzeren A319 bietet diese Umstellung die Möglichkeit, 24 zusätzliche Plätze anzubieten.
Innerhalb der alten Flugzeuge werden die Toiletten und Küchen verkleinert und dünnere Sitze eingebaut. Auch dies schafft den Raum, um zwei zusätzliche Sitzreihen aufstellen zu können. Tuifly, eine Tochtergesellschaft des TUI-Konzerns geht einen anderen Weg.
Auch hier werden mit der Boeing 737 Max größere Flugzeuge bestellt. Allerdings wird der zusätzliche Platz genutzt, um mehr Sitzreihen mit größerer Beinfreiheit anbieten zu können. Diese lassen sich auf längeren Flügen von den Passagieren buchen. Der dafür bezahlte Aufpreis von über 60 Euro bringt der Gesellschaft unter dem Strich höhere Einnahmen als es die Aufstellung zusätzlicher Sitzreihen bringen würde.