Im Jahr 1997 wurde die Vermögensteuer abgeschafft. Aus gutem Grund, denn die Kosten zu ihrer Erhebung waren für den deutschen Staat höher als die erzielten Einnahmen. Die Steuer nicht mehr zu erheben, war damit eine weise Entscheidung zum Wohl aller Steuerzahler.
Aktuell ist Wahlkampf und in Wahlkämpfen werden immer wieder gerne Klischees bedient. SPD, Grüne und die Linke liebäugeln mit der Wiedereinführung der Steuer. Dagegen wenden sich insbesondere Deutschlands Familienunternehmen. Eine Neuauflage der Vermögensteuer laufe auf eine „Unternehmensvernichtung“ hinaus, ärgert sich beispielsweise Ulrich Dietz, der Mitbegründer des Stuttgarter IT-Dienstleisters GFT Technologies.
Zusammen mit seiner Frau besitzt Dietz Anteile an der börsennotierten Firma. Sie weist derzeit eine Marktkapitalisierung von 656 Millionen Euro auf, sodass der Familie Dietz aktuell ein Anteil von rund 200 Millionen Euro zuzurechnen ist. Wird dieses Vermögen jährlich mit einem Prozent besteuert, werden zwei Millionen Euro fällig.
Damit hätten Ulrich Dietz und seine Frau mehr Steuern an das Finanzamt zu zahlen, als sie in diesem Jahr als Dividende von GFT Technologies erhalten haben. Um die Steuerschuld bezahlen zu können, sei deshalb im schlimmsten Fall ein Verkauf von Aktien notwendig. Über diesen würden sich allerdings nur ausländische Investoren freuen, welche die Firma gerne übernehmen würden.
Es steckt mehr Vermögen in den Betrieben als bislang gedacht
Das gelingt allerdings nicht, solange starke Familien als Ankeraktionäre die deutschen Mittelständler kontrollieren und vor feindlichen Übernahmen schützen. Aktuelle Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stützen diese These. Sie belegen nicht nur, dass der größte Teil des Vermögens der reichsten Deutschen in den Betrieben gebunden ist. Dieser Anteil ist auch höher als bislang angenommen.
Während die Deutsche Bundesbank in einer Umfrage ermittelt hat, dass beim reichsten Prozent der Bevölkerung 39 Prozent des Vermögens auf Betriebsvermögen entfallen, kommt eine neue Stichprobe des Instituts der deutschen Wirtschaft mit knapp 4.500 Teilnehmern zu dem Ergebnis, das nicht wie bislang angenommen 1.080 Milliarden Euro, sondern 3.085 Milliarden Euro Betriebsvermögen vorhanden sind.
Sollte die Vermögensteuer wieder eingeführt werden, drohen gerade in Zeiten der Krise mit niedrigen oder ausbleibenden Gewinnen Substanzverluste, weil entweder Anteile der Firmen verkauft werden müssen oder zusätzliches Kapital nicht in die Firmen gesteckt werden kann, um damit neue Maschinen zu kaufen oder andere Investitionen zu finanzieren.