Tarifverdienste steigen durchschnittlich um 0,9 Prozent

Einen deutlichen Kaufkraftverlust haben die Arbeitnehmer in Deutschland in diesem Jahr erlitten denn während die Verbraucherpreisinflation im dritten Quartal 2021 durchschnittlich um 3,9 Prozent angestiegen ist und im November einen neuen Spitzenwert von 5,2 Prozent erreicht hat, stiegen die Einkommen der Arbeitnehmer durchschnittlich nur um 0,9 Prozent.

Das meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag bei der Vorlage der Berechnungen für die Tarifverdienste in Deutschland im dritten Quartal 2021. Während die Inflationsrate auf neue Mehrjahreshochs stieg und immer mehr Banken Strafzinsen auf Girokonten und Sparbücher verlangen, lag der Einkommenszuwachs damit auf dem niedrigsten Niveau seit dem Beginn der Zahlenreihe im Jahr 2010.

Rückläufige Verdienste im Verarbeitenden Gewerbe

Berücksichtigt in der Berechnung werden tarifliche Grundvergütungen sowie die durch die Tarifabschlüsse festgelegten Sonderzahlungen. In einigen Bereichen der Wirtschaft lagen die Vergütungen sogar unter dem Niveau des Vorjahres. Dies trifft besonders auf das Verarbeitende Gewerbe zu. Hier führte ein Sondereffekt dazu, dass die Tarifverdienste einschließlich von Sonderzahlungen im dritten Quartal 2021 niedriger als im Vorjahresquartal (-0,9 Prozent) ausfielen.

Die Angestellten in der Metall- und Elektroindustrie erhielten im dritten Quartal 2020 eine pauschale Zahlung, die in diesem Jahr erst für das vierte Quartal vorgesehen ist. Rechnet man diese Zahlung aus den Verdiensten heraus, hätten die Tarifverdienste im Verarbeitenden Gewerbe um 0,6 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen.

Schwache Einkommensentwicklung im Handel

Unterdurchschnittlich waren die Tarifsteigerungen im Vergleich zum Vorjahr im dritten Quartal vor allen im Handel, denn die Beschäftigten in den Bereichen Handel Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen erzielten nur einen Einkommenszuwachs von +0,5 Prozent. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den späten Abschluss eines neuen Tarifvertrags.

Obwohl der alte Tarifvertrag bereits im 2. Quartal 2021 ausgelaufen war, wurde ein neuer Vertrag für die Beschäftigten im Einzelhandel, Großhandel und Außenhandel nach monatelangen Verhandlungen erst im Oktober 2021 abgeschlossen. Die für ihn geltenden Vereinbarungen werden sich deshalb erst im vierten Quartal positiv auf die Einkommen auswirken.

Auch im Sektor Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen war die Tarifentwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal mit +0,8 Prozent eher unterdurchschnittlich. Überdurchschnittliche Erhöhungen waren hingegen in den Bereichen der Arbeitnehmerüberlassung, in der Energieversorgung und im Baugewerbe zu verzeichnen.