Vor der Einführung des Euros haben sich die europäischen Staats- und Regierungschefs in den späten 1990er Jahren darauf verständigt, dass die neu zu gründende Europäische Zentralbank nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank konzipiert wird und damit eine von der Politik unabhängige Stellung erhält.
Wie wichtig und wie richtig diese Entscheidung an sich war, zeigt sich jetzt, wo von der politischen Unabhängigkeit der EZB nicht mehr viel übrig geblieben zu sein scheint. Denn in der Frage der aufkommenden Inflation weigert sich die Europäische Zentralbank zumindest in der Öffentlichkeit hartnäckig, von ihrer These abzuweichen, dass die Teuerung nur vorübergehender Natur sei.
Während man von der EZB nur die schon oft vorgetragenen Argumente hört, welche den vorübergehenden Charakter der Inflation bestätigen sollen, sind aus den einzelnen Notenbanken durchaus andere, wesentlich kritischere Stimmen zu hören. Sie verweisen auf die gestörten Lieferketten, die nichts mit irgendwelchen statistischen Basiseffekten zu tun haben und die, solange sie anhalten, durchaus zu einer anhaltend hohen Verteuerung von Waren und Dienstleistungen führen können.
Das Ziel der Geldwertstabilität scheint man in der Frankfurter EZB-Zentrale bereits stillschweigend aufgegeben zu haben. Ansonsten wäre man vermutlich längst auf eine Kommunikationspolitik eingeschwenkt, wie sie derzeit beispielsweise von der US-Notenbank betrieben wird und hätte die Finanzmärkte sanft auf ein Ende der ewigen Geldschwemme eingestellt.
Wie viel Druck wird hinter den Kulissen bereits aufgebaut?
Genau dies tut die Europäische Zentralbank jedoch nicht. Nicht einmal verbal wird ein vorsichtiges Ende der Geldmengenausweitung in Aussicht gestellt. Das ruft sofort die Frage nach dem handlungsleitenden Interesse der EZB-Akteure hervor. Der Schutz der Kaufkraft und der sauer verdienten Guthaben der Sparer kann es nicht sein. Schon eher die Kapitulation vor dem Druck der Politik.
Diese hat sich in den Jahren nach der Finanzkrise an Haushalte ohne jede oder nur mit ganz geringen Zinszahlungen gewöhnt und möchte von dieser Droge nicht mehr lassen. Angst dürfte die EZB auch vor den Finanz- und Immobilienmärkten haben. Dort hat die permanente Ausweitung der Geldmenge in den letzten Jahren eine Blase entstehen lassen, deren Platzen niemand hören will und das nicht ohne Grund, denn der Knall, mit dem das geschieht, könnte gewaltig sein.
Aber wer nicht hören will, der muss wohl möglich fühlen. Dumm nur, dass auch die, die eigentlich keine große Schuld an der Misere trifft, ebenfalls und ganz massiv unter dem unsanften Ende leiden werden. Die Geldbenutzer, denen keine andere Währung zur Verfügung steht als der schwindsüchtige Euro.
Werden sie beizeiten aufwachen und sich von einer schwindsüchtigen Papierwährung ab- und den einzigen bleibenden Währungen wie Gold und Silber zuwenden, die man nicht mal eben auf Knopfdruck exponentiell vermehren kann? Oder werden sie sich weiter wie Schafe der inflationären Schlachtbank zuführen lassen?