Gut ausgelastet zu sein und über volle Auftragsbücher zu verfügen, ist das Ziel eines jeden Unternehmers, egal, ob kleiner Handwerker mit wenigen Angestellten oder großen Industrieunternehmen mit mehreren tausend Beschäftigten. Letztere haben derzeit besonders viel Grund, sich zu freuen, denn ihre Auftragsbücher sind so voll wie nie zuvor.
Wie das Münchener Ifo Institut bereits in der vergangenen Woche mitteilte, reichen die Aufträge, über die die deutsche Industrie derzeit verfügt, so weit wie noch nie. Aus der zuletzt durchgeführten Umfrage des Instituts ergab sich, dass der aktuelle Auftragsbestand ausreicht, um die Beschäftigung für die nächsten 4,5 Monate zu sichern.
„Das gab es noch nie seit wir diese Frage im Jahr 1969 zum ersten Mal gestellt haben“, berichtete Timo Wollmershäuser, der Leiter der Ifo Konjunkturprognosen. „Die Auftragseingänge der vergangenen Monate konnten nicht abgearbeitet werden, weil den Unternehmen wichtige Vorprodukte und Rohstoffe fehlten“, erläuterte er weiter.
Die deutsche Industrie könnte in den nächsten Monaten durchstarten
Für die Unternehmen der deutschen Industrie ergibt sich damit eine ausgesprochen gute Ausgangslage beim Blick auf die kommenden Monate bzw. den weiteren Verlauf des ersten Halbjahrs 2022. Den mit Abstand größten Auftragsbestand haben derzeit die Unternehmen der Automobilindustrie, denn die Hersteller und ihre Zulieferer sind für eine Produktionsdauer von acht Monaten ausgelastet.
Gut ausgelastet, wenn auch nicht ganz so stark wie die Automobilindustrie ist der deutsche Maschinenbau. In diesem Segment der Industrie ist die Beschäftigung für weitere 6,1 Monate gesichert. Gut ausgelastet sind ebenfalls die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten. Sie könnten ohne neue Aufträge ihre Produktion für fünf Monate aufrecht erhalten. Den schwächsten Auftragsbestand haben derzeit mit einer Reichweite von 1,9 Monaten die Drucker.
„Sollten sich die Engpässe in den kommenden Monaten auflösen, könnte die Produktion in der deutschen Industrie durchstarten“, zeigte sich Timo Wollmershäuser angesichts dieser Zahlen überzeugt. „Das dürfte die Wirtschaftsleistung dann kräftig anschieben.“