Sind grüne ETFs nur eine Mogelpackung?

Grüne Anlagen haben an den Kapitalmärkten derzeit Hochkonjunktur. Sie erfreuen sich einer hohen Beliebtheit bei den Kunden und können bislang auch mit einer ordentlichen Performance glänzen. Dennoch fällt in diesen Tagen ein dunkler Schatten auf die Produkte, denn Tariq Fancy, der ehemalige Nachhaltigkeitschef von BlackRock, hat die grünen Fonds in einem Gespräch mit der Wirtschaftswoche unlängst als eine Mogelpackung bezeichnet.

Einen effektiven Beitrag zum Klimawandel haben die ESG-Fonds seiner Meinung nach bislang nicht geleistet. Das Kürzel ESG steht dabei für Environment, Social, Gouvernance, also für die Bereiche Umwelt, Sozialstandards und eine gute Führung des Unternehmens.

Mit seiner Kritik steht der Kanadier nicht allein, denn erst vor Kurzem warf Desiree Fixler, ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der DWS, einer Tochter der Deutschen Bank, „Greenwashing“ vor. Auch sie muss wissen, wovon sie spricht, denn während ihrer Tätigkeit für die DWS war sie die Nachhaltigkeitschefin des Fondsanbieters.

Die DWS und BlackRock verwalten keine Peanuts. Allein BlackRock verwaltet weltweit neun Billionen US-Dollar und ist damit der größte Vermögensverwalter. Dabei verleiht das von den Kunden übertragene Geld dem Konzern natürlich auch eine nicht zu unterschätzende Marktmacht.

Das größte Marktversagen der Geschichte?

Für Tancy ist es unrealistisch, zu glauben, dass allein die Veröffentlichung von bestimmten Daten zum Umweltschutz zu einem Umdenken bei den Firmen führe. Er verweist an dieser Stelle auf die Gehälter der Vorstände. Auch sie sind seit Jahren öffentlich und sind trotz dieser Publikation nicht gesunken, sondern gestiegen.

Eine Schwierigkeit besteht darin, dass es keine einheitlichen Kriterien dafür gibt, ob eine Technik grün sei oder nicht. Als Beispiel verweist Tancy auf die Kernkraft, die in Deutschland als kritisch gesehen wird, in Frankreich jedoch als eine hervorragende Brückentechnik gilt.

Derzeit kann alles grün sein und die Initiatoren der Fonds haben kaum Konsequenzen zu befürchten. Die EU hat in der Zwischenzeit zumindest einen gesetzlichen Rahmen für nachhaltige Investments geschaffen. Das sei ein erster Schritt. Weitere müssten jedoch folgen und sie sollten vor allem auf die Realwirtschaft zielen. Wenn das geschieht, wird der Finanzmarkt von alleine folgen, ist sich Tariq Fancy sicher.