Mit der ersten Hälfte des Novembers konnten die Silberproduzenten noch zufrieden sein, denn das weiße Edelmetall setzte seinen Preisanstieg fort und erreichte bei 25,49 US-Dollar je Feinunze ein Verlaufshoch. Danach gaben die Preise deutlich nach. Im Tief fiel der Silberpreis bis zum 23. November auf 23,28 US-Dollar zurück, was einem Kursverlust von -8,67 Prozent entsprach.
Beim Blick auf diese Zahlen könnte man meinen, der Markt werde entweder von einer großen Überproduktion überschwemmt oder die weltweite Nachfrage nach Silber seit urplötzlich dramatisch zurückgegangen. Doch weder die eine noch die andere Überlegung hat Hand und Fuß.
Einen starken Einbruch erlebte die Silbernachfrage in der Tat. Allerdings nicht in diesem, sondern im letzten Jahr. Lag die Nachfrage von Seiten der Industrie und der Investoren in den Jahren 2018 und 2019 noch relativ stabil auf einem Niveau von 987 bzw. 993 Millionen Unzen (31,1 Gramm) ermäßigte sie sich im Corona-Jahr 2020 deutlich auf nur noch 892 Millionen Unzen.
Schlüsselmetall der Energiewende
Da allerdings auch die Produktion der Silberminen um rund sieben Prozent rückläufig war, blieben die negativen Effekte auf den Silberpreis gering. Er erhöhte sich von 16,21 US-Dollar im Jahr 2019 auf 20,55 US-Dollar im Jahr 2020. Die aktuellen Preise liegen damit trotz des jüngsten Kursrückgangs immer noch deutlich über denen des Vorjahrs.
Dies ist durchaus gerechtfertigt, denn anders als in den Jahren 2018 und 2019, als die Nachfrage mit 32 bzw. 30 Millionen Unzen unter dem Angebot lag und deutlich anders als im vergangenen Jahr, als der Silbermarkt einen Angebotsüberschuss von 80 Millionen Unzen auswies, wird für das laufende Jahr mit einem Defizit von 7 Millionen Unzen gerechnet.
Damit hat sich das Angebot-Nachfrage-Bild komplett gedreht, denn aus einem satten Plus ist ein kleines Minus geworden. Verantwortlich dafür sind sowohl die industrielle Nachfrage wie auch die der Investoren. Der mit Abstand größte Bedarf kommt mit 524 Millionen Unzen aus der Industrie. In diesem Segment hat insbesondere die Nachfrage aus den Segmenten Photovoltaik (+13 Prozent) und Elektrofahrzeuge (+10 Prozent) kräftig zugelegt.
Dies unterstreicht einmal mehr die wichtige Rolle, die dem Silber bei der Umrüstung auf die grünen Energieträger in Zukunft zukommen wird. Vor diesem Hintergrund stellt der starke Kursverfall der letzten Tagen eher ein „Black-Friday-Angebot“ als einen Grund zur Beunruhigung dar.