Aktuell schenken die Anleger dem Silber nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Vor rund zweieinhalb Jahren war das noch ganz anders, denn im Januar 2020 vollzog das Silber einen steilen Anstieg. Er ließ den Preis für eine Feinunze kurzzeitig bis nahe an die Marke von 30 US-Dollar heranlaufen.
Von Dauer war dieser Anstieg zwar nicht. Er hatte aber zur Konsequenz, dass sich die Silberproduktion im Jahr 2021 erhöhte. Die Minen selbst produzierten fünf Prozent mehr Silber als im Jahr 2020 und das Recyclingvolumen legte sogar um sieben Prozent zu. Allerdings – und an dieser Stelle sollten die Anleger aufhorchen – hatten viele Analysten mit einem weitaus stärkeren Anstieg der Silberproduktion gerechnet.
Die Konsequenz war, dass die Silberförderung schließlich unter der Nachfrage lag und sich ein Angebotsdefizit ausbildete. Diese tendieren jedoch dazu, sich früher oder später in stark ansteigenden Preisen niederzuschlagen. Aus dem vergangenen Jahr sind diese Effekte mit Blick auf die Lieferkettenprobleme hinlänglich bekannt.
Weltweiter Trend zur Dekarbonisierung lässt die Silbernachfrage steigen
Bei den aktuellen recht niedrigen Preisen ist kaum zu erwarten, dass sich zahlreiche Silberproduzenten zu einer Ausweitung ihrer Produktion entschließen werden. Das gilt sowohl für die reinen Silberproduzenten, die für rund 25 Prozent der Förderung stehen wie auch für jene Minen, in denen Silber als Beiprodukt gefördert wird.
Hier hängt der Silberabbau sehr stark von der allgemeinen Fördermenge ab. Sie könnte in den kommenden Monaten zurückgehen, sollte die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleiten. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage könnte sich damit noch ausweiten, denn der Trend zur Dekarbonisierung ist mit einem Mehrverbrauch an Silber verbunden.
Hier sind nicht nur die Solarzellen zu nennen, sondern insbesondere der Fahrzeugbau, denn im Vergleich zu einem Auto mit Verbrennungsmotor liegt der Silberverbrauch bei der Herstellung eines Fahrzeugs mit reinem Elektroantrieb etwa doppelt so hoch. Das Silber könnte daher vor einem gewaltigen Anstieg stehen und er könnte auch sehr lange anhalten. Diesen Schluss aus dem aktuellen Angebots-Nachfrage-Verhältnis ziehen zumindest die Analysten der kanadischen Investmentgesellschaft Sprott Asset Management.