Kaum eine App wird auf amerikanische Handys derzeit so oft heruntergeladen wie die von Shein, gesprochen Schie-in. Wer oder was sich hinter dem neuen Label verbirgt, wissen nur die wenigsten Kunden. Sie schätzen an dem neuen Onlineshop für Mode vor allem zwei Punkte, den extrem schnellen Innovationszyklus und die unverschämt günstigen Preise.
In der Kategorie Bekleidung stellt Shein inzwischen vor etablierten Firmen wie H&M, Zara oder Nike, die am häufigsten besuchte Internetseite dar. Aufgesucht wird das Label vor allem von jungen Frauen. Teenager und Millennials, die zwar eher knapp bei Kasse sind, jedoch ein Fable für ständig wechselnde Modekataloge haben, fühlen sich von der chinesischen Marke besonders angezogen.
Dass Shein von Xu Yangtian gegründet wurde und die im Internet günstig verkaufte Mode in der südchinesischen Metropole Guangzhou gefertigt wird, wissen nur die wenigsten Kunden. Shein legte in der Vergangenheit auch viel Wert darauf, seine Herkunft zu verschleiern. Auch deshalb, weil Made in China für viele Kunden immer noch nach schlechterer Qualität klingt.
Schnelligkeit als Geschäftsmodell
Während normale Bekleidungshersteller im Schnitt drei Monate brauchen, um ihre neuen Kollektionen in die Läden zu bringen, geht bei Zara und Shein alles deutlich schneller. Die spanische Marke Zara gilt innerhalb der Branche als Erfinder der Fast Fashion, also des schnellen Verbrauchs von Kleidung. Hier sind nur drei Wochen nötig, um neue Kollektionen an die Frau oder den Mann zu bringen. Shein hat diesen Zeitraum nochmals verkürzt und zwar auf drei Tage.
Pro Tag werden 3.000 bis 7.000 neue Waren in den Katalog eingestellt. Künstliche Intelligenz ist dabei der entscheidende Schlüssel. Algorithmen verfolgen, was die Menschen im Internet suchen und kaufen. In Guangzhou werden diese Erkenntnisse blitzschnell von Designern in neue Kollektionen umgesetzt. Eine andere Software beobachtet anschließend, was wie oft bestellt wird und verbindet die Aufträge mit der Fabrikation.
Nirgendwo sonst in der Branche wird so schnell und so günstig gefertigt, denn als Reaktion auf Donald Trumps Strafzölle befreitet die chinesische Regierung Shein von der Exportsteuer. Allein das generiert einen erheblichen Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz. Da die Ware zudem direkt an die Kunden und nicht an Filialen im Ausland geliefert wird, profitiert Shein noch von einem zweiten Schlupfloch. Seit 2016 dürfen Güter mit einem Wert von weniger als 800 US-Dollar zollfrei in die USA eingeführt werden.
So wundert es nicht, dass Shein Sommerkleider für sieben Dollar anbieten kann und der Bekanntheitsgrad der Marke rasant wächst. Denn eine schnelle Lieferung reicht vielen Kunden heute nicht mehr. Sie wünschen sich immer stärker eine Lieferung in Echtzeit.