Weltweit leidet die Industrie unter einem Mangel an Chips. Die Produktionskapazitäten wurden während der Corona-Krise stark heruntergefahren. Nun springt die Wirtschaft schneller wieder an als gedacht und die Chipproduzenten können die extrem hohe Nachfrage nicht mehr bedienen.
Um ihre Abhängigkeit von den asiatischen Chipproduzenten zu verringern, plant die EU, Produktionskapazitäten für Chips in Europa aufzubauen. Anderswo werden ähnliche Pläne geschmiedet. Weltweit werden derzeit fast zwei Dutzend Chipfabriken aus dem Boden gestampft, eine davon auch in Deutschland.
Die gewünschte Unabhängigkeit hat aber auch ihren Preis. Es hatte seine Gründe, dass die Chipproduktion in den vergangenen zwanzig Jahren nach und nach immer mehr nach Asien verlegt wurde. Die mittelfristige Frage ist deshalb auch, was geschehen wird, wenn wieder genügend Halbleiter zur Verfügung stehen.
Selbstverpflichtung oder regulatorischer Zwang?
Gerät die Branche dann in einen zerstörerischen Konkurrenzkampf? Können die neu errichteten Produktionsstätten gegen die etablierte asiatische Konkurrenz bestehen und wird die europäische Industrie wieder in Asien einkaufen, wenn die Halbleiter von dort drei oder vier Cent preiswerter sind als die in Europa gefertigten Chips?
Bis dieses Szenario eintritt, wird noch eine Weile Zeit ins Land gehen, denn Experten sehen die Versorgung mit den benötigten Halbleitern bis in das Jahr 2023 hinein als kritisch an. Der Chipbedarf steigt und der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) rechnet damit, dass allein der Bedarf an den sogenannten Leistungshalbleitern sich bis 2030 verdoppeln wird.
Ist der aktuelle Mangel allerdings erst einmal behoben, dürfte sich für die neuen europäischen Halbleiterproduktionsstätten schnell die Existenzfrage stellen, denn die Strompreise sind in Europa deutlich höher als in Asien. Bei den Lohnkosten ist es nicht anders.
Dann muss es entweder eine funktionierende Selbstverpflichtung der Industrie zum Kauf von europäischen Chips geben oder diese müssen aufgrund von staatlichen Rahmenbedingungen verpflichtend in neue Produkte eingebaut werden, weil sie klimaneutraler hergestellt worden sind.