Der technische Fortschritt hat dazu geführt, dass die tägliche Arbeitszeit der Menschen in den vergangenen 150 Jahren kontinuierlich gesunken ist. Ganz konfliktfrei war dieser Weg selbstverständlich nicht, denn während die Arbeitgeber mit Blick auf ihren Profit längere Arbeitszeiten bevorzugen, sind die Arbeitnehmer bestrebt, möglichst wenig zu arbeiten und dennoch einen Lohn zu erhalten, der zum Leben reicht.
Die stärkste Reduktion der täglichen Arbeitszeit vollzog sich in der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Beginn der 1970er Jahr. Damals wurde die 40-Stunden-Woche eingeführt, die auch heute noch in den meisten Ländern Standard ist. Seitdem wurde die Profitabilität weiter gesteigert, ohne dass dies zu einer abermaligen Reduktion der täglichen Arbeitszeiten geführt hat.
Bislang wurde eine weitere Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit vor allem von den Gewerkschaften ins Spiel gebracht. Aktuell kommt der Wind jedoch stärker aus einer anderen Richtung, denn es sind junge Startups, aber auch Branchenriesen wie der US-Konzern Microsoft, die über eine weitere Verkürzung der Arbeitszeiten nachdenken.
Der Produktivitätsfortschritt ist nicht immer einfach zu messen
Bei klassischen Industriearbeitern ist die Ausgangslage vergleichsweise einfach. Sie produzieren 30 Prozent weniger Waren, wenn sie anstatt bislang acht in Zukunft nur noch sechs Stunden pro Tag arbeiten. Steigt die Produktivität allerdings um 30 Prozent, könnte die tägliche Arbeitszeit bei gleichem Output um zwei Stunden verringert werden.
Weitaus schwieriger wird die Angelegenheit, wenn es um kreative Arbeiten geht. In Japan führte Microsoft testweise eine 4-Tage-Woche ein und war überrascht, im Testzeitraum einen Anstieg der Produktivität im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent feststellen zu können.
Entscheidend für die Produktivität sind hier die sogenannten Flow-Phasen, also jene Zeiträume, in denen sich die Mitarbeiter ohne Ablenkung auf ihre Arbeit konzentrieren können. Ihnen gegenüber stehen Arbeiten, die unnötig Zeit und Energie verbrauchen. So verbringt der moderne Büroangestellte inzwischen sechs Stunden mit dem Lesen und Verfassen von E-Mails.
Gerade bei komplexen und kreativen Arbeiten dürfte deshalb in Zukunft viel mehr darauf geachtet werden, Zeitfresser zu eliminieren und konzentrierte Arbeitsphasen zu schaffen, in denen die Aufmerksamkeit allein auf die zu lösenden Probleme gerichtet ist. Getreu dem Motto: In sechs konzentrierten Stunden wird mehr erledigt als in acht unkonzentrierten.