Die Welt schiebt gigantische Schuldenberge vor sich her. Deutschland bildet an dieser Stelle keine Ausnahme und kann sich der damit verbundenen Problematik somit nicht entziehen. Nicht nur der Bund, die Länder und die Gemeinden sind betroffen. Auch vielen Verbrauchern steht das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals.
Allein die am stärksten von einer Überschuldung betroffenen Verbraucher kämpfen derzeit mit einem Schuldenberg in Höhe von 178 Milliarden Euro. Besonders unangenehm ist in dieser Situation, dass es Faktoren gibt, die grundsätzlich das Risiko, in die Überschuldungsfalle zu geraten, für die Verbraucher erhöhen. Sie haben sich in den vergangenen Jahren tendenziell verstärkt.
Zu ihnen zählen die gestiegen Mieten und die höheren Immobilienpreise, welche für die Eigenheimbesitzer eine höhere Kreditbelastung mit sich bringen. Aber auch die Kosten für Energie, Mobilität und Lebenshaltung haben sich gerade in den letzten Monaten deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass die Einkommensungleichheit seit Jahren zunimmt und insbesondere der Niedriglohnsektor tendenziell den Anschluss verliert.
Die Angst vor den „Big Six“ wird größer
In der Kreditbranche und bei den Schuldnerberatungsstellen sind sechs Auslöser bekannt, die immer wieder zu Kreditausfällen und Überschuldungen führen. Sie werden in der Branche als die „Big Six“ bezeichnet und entsprechend gefürchtet, denn sie sind nicht allein individueller Natur.
Zu den Gründen, die eher der privaten Sphäre des Schuldners zuzurechnen sind, zählen eine unwirtschaftliche Haushaltsführung und Einkommensausfälle, die durch Unfälle, Erkrankungen und Süchte bedingt sind. Auch markante Lebensereignisse wie Trennung, Scheidung oder der Tod des Lebenspartners können zum Auslöser einer Überschuldung werden.
Schon stärker in die gesamtwirtschaftliche Situation hinein spielen die drei verbleibenden Gründe: Arbeitslosigkeit, eine gescheiterte Selbstständigkeit und ein dauerhaftes Niedrigeinkommen. Im Jahr 2021 haben sich fünf dieser sechs Kategorien entspannt. Das hat mit dazu beigetragen, dass sich die Situation der überschuldeten Haushalte verbessert hat.
Allein der Problembereich langfristiges Niedrigeinkommen ist nicht nur geblieben, sondern hat sogar noch weiter zugelegt. Anwälte wissen zudem aus Erfahrung, dass nach überwundenen Krisen die Zahl der Scheidungen wieder anzusteigen pflegt. Eine erneute Verschärfung der Situation kann daher in den kommenden Monaten nicht überraschen, denn die Enge des Lockdowns dürfte viele Paare erheblich belastet und möglicherweise auch an ihre Grenzen gebracht haben.