Droht schon in Kürze ein russischer Staatsbankrott? Diese Frage trieb in der ersten Hälfte dieser Woche die Anleger an den internationalen Finanzmärkten um, denn am Mittwoch wurden Zinszahlungen für zwei russische Anleihen fällig. Sie laufen auf US-Dollar und der Markt fragte sich, ob Russland, obwohl es derzeit durch die westlichen Sanktionen von seinen Devisenreserven abgeschnitten ist, in der Lage sein wird, seine Schulden zu bedienen.
Die Konsequenzen eines Zahlungsausfalls wären erheblich, deshalb achten die internationalen Finanzmärkte in dieser Woche sehr genau darauf, ob und wie die fälligen Zahlungen von den Russen geleistet werden. Im Vorfeld wurden vor allem zwei Varianten diskutiert. Die erste Möglichkeit wäre, dass Russland gar keine Zinsen überweist.
In diesem Fall beginnt eine 30-tägige First, in welcher der säumige Schuldner seine Verpflichtungen immer noch erfüllen kann. Verstreicht sie jedoch ungenutzt, wäre ein Zahlungsausfall gegeben und Russlands Anleihen würden nicht einmal mehr mit der Kneifzange angefasst werden, weil faktisch ein Staatsbankrott eingetreten wäre.
Die Unsicherheit hält auch am Donnerstag noch an
Auch die zweite Möglichkeit läuft letztlich auf einen Staatsbankrott hinaus, obwohl sie eine Zahlung der Zinsen voraussetzt. Diese würde allerdings nicht in US-Dollar, sondern in Rubel erfolgen. Trotz der geleisteten Zahlung wäre auch in diesem Fall immer noch ein Zahlungsausfall gegeben, denn das Zahlungsversprechen lautete nicht auf Rubel, sondern auf US-Dollar und wird mit einer Zahlung in Rubel somit gebrochen.
Am Donnerstagvormittag meldete das russische Finanzministerium, dass es die Forderung über 117 Millionen US-Dollar beglichen habe. Es werde gesondert darüber berichten, ob die Zahlung auf das Konto der Zahlstelle bei der Citibank geflossen sei. Diese äußerte sich bis zum Donnerstagvormittag nicht zu der Frage, ob die Zahlungen geleistet worden seien.
Einige der Inhaber der russischen Anleihen hatten am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, dass auf ihren Konten noch kein Geldeingang erfolgt sei. Für den Fall, dass eine Zahlung in US-Dollar die Besitzer der Anleihen nicht erreiche, hatte das russische Finanzministerium im Vorfeld geplant, den Zinsbetrag in Rubel zu überweisen.