Wann immer in einem Konflikt zu Mittel der Sanktionen gegriffen wird, stellt sich sofort die Frage, ob diese überhaupt wirken werden und wenn ja, wie lange es dauern wird, bis sich die gewünschten Effekte einstellen werden. Auch für die im Zuge der Invasion in die Ukraine erlassenen Sanktionen stellt sich diese Frage.
Noch ist es zu früh, um sie mit einer ausreichenden Sicherheit beantworten zu können, doch nach nur wenigen Tagen wird bereits deutlich, dass ihre Wirkung größer ist als es zunächst zu erwarten war. Dies bestätigt ein Blick auf den Ölmarkt. Hier gewinnt man derzeit den Eindruck, dass niemand russisches Öl kaufen, verkaufen oder auch nur transportieren will.
Allein die Furcht davor, dass der falsche Eindruck entstehen könne, man kümmere sich nicht um das Leid der Ukraine und sei bereit, im Russland weiter Geschäfte zu machen und damit indirekt zur Finanzierung des blutigen Konflikts beizutragen, lässt derzeit viele Marktteilnehmer eine extreme Zurückhaltung üben.
Für Russland ist das Öl wichtiger als das Gas
Wie lange dieses Zögern anhalten wird, bleibt eine spannende Frage. Der starke Anstieg der Ölpreise in den letzten Tagen machte jedoch deutlich, dass das russische Öl quasi über Nacht wie von Geisterhand vom Markt genommen wurde. Viel wird nun davon abhängen, ob und wie schnell diese Lücke geschlossen werden kann.
Saudi-Arabien hat sich bereits bereit erklärt, seine eigene Produktion zu erhöhen. Die Saudis handeln dabei keineswegs vollkommen selbstlos. Sie profitieren massiv von den stark gestiegenen Ölpreisen und sie werden auch gerne wieder an die Russen verlorene Marktanteile zurückgewinnen wollen.
Für Russland ist der Ölhandel dabei wichtiger als der Gashandel, auch wenn unsere deutsche Sicht auf die Dinge eine umgekehrte Reihenfolge erwarten ließe. Wir sind beim Gas wesentlich stärker auf Russland angewiesen als bei unseren Ölimporten, doch für Wladimir Putin sind die Einnahmen aus den Ölverkäufen etwa um den Faktor drei wichtiger als die Erlöse aus dem Gashandel.